Rassismus Report 2011  

erstellt am
22. 03. 12

ZARA beobachtet Zunahme rassistischer Selektion von KundInnen
Wien (zara) - „Ausse, ausse, jüdisches Gesindel“, „nur Inländer“ und „People like you cannot have an account here – Leute wie Sie können bei uns kein Bankkonto haben“ sind nur einige Aussprüche, die Opfern von Rassismus im vergangenen Jahr an den Kopf geworfen wurden. Stattgefunden haben diese rassistischen Diskriminierungen in Geschäften, Banken, Lokalen, beim Arzt oder bei der Wohnungssuche.

So haben sich im vergangenen Jahr vermehrt Betreuungseinrichtungen von MigrantInnen an die ZARA-Beratungsstelle für Opfer und ZeugInnen von Rassismus gewandt und berichteten, dass ihre KlientInnen bei der Wohnungssuche Schwierigkeiten hatten. Unter den Betroffenen waren einige Flüchtlinge, denen Asyl gewährt worden war und damit auch Zugang zum Arbeitsmarkt hatten. Faktisch kämpfen Flüchtlinge unter anderem bei der Wohnungssuche gegen das Vorurteil, dass sie nicht in der Lage seien, sich selbst zu erhalten. Oder aber, sie würden die Wohnung nicht in Schuss halten, Lärm und Dreck machen oder mehr Personen als allgemein üblich dort unterbringen.

Eine solche rassistische Selektion von KundInnen findet in nahezu allen Dienstleistungsbereichen statt, und ist, wie die Anzahl der gemeldeten Fälle belegt, stetig angestiegen: Seit 2009 ist die Zahl der rassistischen Vorfälle beim sog. Zugang zu Gütern und Dienstleistungen um 4 Prozentpunkte gestiegen und macht 2011 18% der Fälle aus, rechnet man die Vorfälle aus dem öffentlichen Bereich dazu, summiert sich das auf 24%, also ein knappes Viertel aller Fälle.

Diese Entwicklung gibt Anlass zu großer Sorge: Sie macht deutlich, dass Personen, die als „anders“ wahrgenommen werden, noch nicht einmal als zahlende KundInnen erwünscht sind und rassistische Motive offenbar stärker sind als wirtschaftliche Interessen. Diese Entwicklung zeigt auch, dass die Unternehmen, in denen diese Vorfälle passiert sind, ihre MitarbeiterInnen nicht ausreichend auf eine diverse Kundschaft vorbereitet haben, und sie zeigt auch, dass wenig bekannt ist, dass Diskriminierungen aufgrund der ethnischen Herkunft beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen laut Gleichbehandlungsgesetz verboten sind.

ZARA fordert daher ein klares Bekenntnis von Handels- und Dienstleistungsunternehmen – und dazu gehören auch staatsnahe und kommunale Betriebe – diese rassistische Selektion von KundInnen abzustellen.

„Eine rassismusfreie Gesellschaft kann nur geschaffen werden, wenn alle an einem Strang ziehen, sich dem vorhandenen Rassismus stellen und Gegenmaßnahmen entwickeln“ betont Claudia Schäfer, ZARA-Geschäftsführerin. ZARA fordert daher die Politik, UnternehmerInnenvereinigungen sowie die BetreiberInnen von Lokalen, Geschäften und andere DienstleisterInnen auf, gleiche Kritierien für alle anzuwenden und die Teilung der Gesellschaft in „Wir“ und die „Anderen“ durch bewusste Inkaufnahme von Diskriminierungen oder schlicht Ignoranz nicht länger zuzulassen.

ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit wurde im Jahr 1999 mit dem Ziel gegründet, Zivilcourage und eine rassismusfreie Gesellschaft in Österreich zu fördern sowie alle Formen von Rassismus zu bekämpfen. Die Anti-Rassismus-Arbeit beruht auf drei Säulen: Beratung, Prävention und Sensibilisierung der Öffentlichkeit.
Informationen:
http://www.zara.or.at

 

Kurz: Jahrzehnte lange Versäumnisse aufzuarbeiten
Sachlichkeit notwendig; Antidiskriminierung heißt auch: Leistung ermöglichen und anerkennen; Nicht die Herkunft zählt, sondern die Leistung.
Wien (övp-pd) - Im Bereich der Anti-Diskriminierung gilt es, Jahrzehnte lange Versäumnisse aufzuarbeiten, betont Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz zum internationalen Anti-Rassimustag. Versäumnisse gäbe es auf allen gesellschaftspolitischen Ebenen. Viele kleine und größere Schritte seien notwendig, um Diskriminierung entgegen zu wirken. Antidiskriminierung heißt aber auch: Leistung ermöglichen und Leistung anerkennen, so Kurz. "Menschen sollen nicht nach ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion beurteilt werden, sondern nach dem was sie beitragen und einbringen wollen", sagt der Staatssekretär.

Diskriminierung ist sicherlich zu einem Teil auch eine Frage der gesellschaftspolitischen Bewusstseinsbildung. Hier gilt es, ein Klima zu schaffen, in dem Diskriminierung keinen Platz hat. Vorurteile entstehen, weil man vor etwas Angst hat und Angst hat man vor dem, das man nicht kennt. Sachlichkeit ist daher eine starke Waffe gegen Diskriminierung. In der Medienberichterstattung, in der Politik und im Alltag. Eine Versachlichung der emotionalen Debatten ist daher ein ganz wichtiger Beitrag, so Kurz.

Ebenso wie es um das Klima geht, geht es aber auch um konkrete Schritte und Maßnahmen. Österreich verfügt zwar über ein strenges Antidiskriminierungsgesetz. Aber Diskriminierung gibt es, wo man es oft kaum vermutet, verweist der Staatssekretär etwa darauf, dass es bis vor wenigen Wochen in Teilen Österreichs nicht möglich war, dass Migranten der Freiwilligen Feuerwehr beitreten. Mit der Änderung der entsprechenden Landesgesetz sei diese Diskriminierung abgeschafft worden. "Wo jemand etwas leisten will, muss man das auch ermöglichen, und auch anerkennen", sagt Kurz. Der Staatssekretär betont, dass er daran arbeitet, so viele derartige Diskriminierungen wie möglich offen anzusprechen.

 

 Korun: Politik muss mit gutem Beispiel vorangehen
Rassismus ächten statt ignorieren
Wien (grüne) - "Große Teile der Innenpolitik schüren selbst einen Generalverdacht gegen AusländerInnen und EinwandererInnen und müssen sich nicht wundern, wenn BürgerInnen diesen übernehmen.Dabei sollten gerade die politischen Eliten bei Antidiskriminierung und Antirassismus mit gutem Beispiel vorangehen und einen fairen Umgang miteinander auf Augenhöhe vorleben", betont Alev Korun, Menschenrechtssprecherin der Grünen, anlässlich des internationalen Antirassismustages.

"Um Rassismus zu schwächen bzw. abzubauen, muss Antirassismusarbeit ausgebaut und gefördert werden. Der Verein ZARA bekommt allerdings seit Jahren nur eine läppische Förderung für seine Tätigeit und muss daher seine Arbeit hauptsächlich aus Spenden finanzieren", kritisiert Korun den halbherzigen Einsatz der Regierung in täglicher Antirassismusarbeit. "Wenn ein friedliches Zusammenleben und gelebte Chancengleichheit der Brundesregierung ein Anliegen sind, dann muss sie auch endlich von schönen Worten zu konkreten Taten schreiten", fordert Korun.
     

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"Internationaler Tag zur Beseitigung der Rassendiskriminierung" – siehe auch hier >
 
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