Europa findet in den Regionen statt

 

erstellt am
15. 10. 13
15.00 MEZ

LH Niessl bei der "Konferenz europäischer Städte und Regionen" in Pamhagen
Pamhagen/Eisenstadt (blms) - Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 16 Ländern Europas nehmen seit 13.10. an der „9. Konferenz europäischer Städte und Regionen“ in Pamhagen teil. Im Rahmen einer Pressekonferenz informierten Landeshauptmann Hans Niessl, Dr. Franz Schausberger, Vorstandsvorsitzender des Instituts der Regionen Europas, Maroš Šefcovic, Vizepräsident der Europäischen Kommission, Kommissar für Interinstitutionelle Beziehungen und Verwaltung, Othmar Karas, Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Johannes Seiringer, Direktor der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) sowie Milan Ftácnik, Oberbürgermeister der Stadt Bratislava und Präsident der Union der slowakischen Städte und Gemeinden (UTCs) am 14.10. über die Inhalte der Tagung, die sich vor allem mit einem Schwerpunkt beschäftigt: den grenzüberschreitenden regionalen und lokalen Kooperationen als zukunftsweisende Strategie für Wirtschaft und Politik. Die Konferenz dauert noch bis morgen, Dienstag. Ziel der Konferenz ist es, eine europaweite Kommunikationsplattform für verantwortliche politische Repräsentanten und Entscheidungsträger auf regionaler und lokaler Ebene anzubieten. Veranstalter ist das Institut der Regionen Europas (IRE). Es möchte einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung über die Rechte der europäischen Bürgerinnen und Bürger leisten.

Grundtenor der Veranstaltung: Europa profitiere von seinen starken Regionen.
Vor dem EU-Beitritt Österreichs sei das BIP des Burgenlandes unter 70 Prozent des Unionsdurchschnitts gelegen, heute betrage es rund 84 Prozent und das Burgenland habe 2012 österreichweit das stärkste Wirtschaftswachstum erreicht, informierte Landeshauptmann Niessl. Man habe mit Hilfe der vom Bund und Land koofinanzierten EU-Förderungen eine Vielzahl nachhaltiger Projekte, darunter auch mehrere grenzüberschreitende, umgesetzt. Ein besonderes Anliegen Burgenlands sei die neue Förderkulisse ab dem Jahr 2014. „Wir stoßen dabei auf viel Verständnis betreffend der Forderung nach der neuen Förderkategorie für Übergangsregionen“, so Niessl. Das Burgenland grenze an drei Ziel-1-Gebiete, der Förderunterschied dürfe nicht zu groß sein, bekräftigt der Landeshauptmann einmal mehr die Position des Burgenlands. Von dieser neuen Förderkulisse könnten auch die Regionen profitieren, so Niessl. Schlüssel für den Aufstieg des Burgenlandes sei der Ausbau der Bildung gewesen. Auch die Energiewende hin zur erneuerbaren Energie habe das Burgenland, auch mit Hilfe der EU, geschafft und „viele neue Jobs geschaffen. Das Burgenland ist das beste Beispiel dafür, dass auch eine kleine Region Großes leisten kann.“

Die regionalen Unterschiede in Europa könnten nur dann ausgeglichen werden, "wenn es starke regionale Verwaltungen und Politik gibt", betonte Franz Schausberger. „Wir müssen regionale und lokale Verwaltungen stärken, um regionale Projekte auf die Beine stellen zu können. Es geht darum, der Schizophrenie der Zentralisten in den Staaten entgegenzuwirken, die einerseits die Verwaltung zentralisieren wollen, um zu sparen, auf der anderen Seite aber beklagen, dass immer mehr Menschen aus dem ländlichen Raum wegziehen in die Ballungsräume und dort immense Mehrkosten zum Beispiel beim Verkehr oder beim Wohnraum verursachen.“

Auch EU-Vizepräsident der Europäischen Kommission Maroš Šefcovic und der Oberbürgermeister der Stadt Bratislava und Präsident der Union der slowakischen Städte und Gemeinden (UTCs) Milan Ftácnik hoben in ihrer Stellungnahme die Bedeutung von Kooperationen zwischen den Regionen und der Stärkung der Regionen hervor. „Centrope kann ein Beispiel sein, wie grenzüberschreitende Kooperation im Verkehr, Tourismus und der Kultur funktionieren kann“, so Ftácnik. Die Centrope-Region besteht aus Westungarn, den slowakischen Landesverbänden Bratislava und Trnava, aus Südmähren und aus den österreichischen Bundesländern Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Sie wurde 2003 gegründet, umfasst auf rund 54.500 Quadratkilometer beheimatet rund sieben Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Ziel ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Wirtschaft, Infrastruktur, Bildung und Kultur. Angestrebt werden zudem gemeinsame Werbung im Tourismusbereich und gemeinsame Interessenvertretung innerhalb der EU. So soll sich das Gebiet im Herzen Europas zu einem der stärksten Wirtschaftsräume entwickeln. Die Europäische Kommission in Brüssel hat Centrope als entwicklungsfähigste Region Europas bezeichnet.

Die Diversifikation der Wirtschaft sei das beste Mittel gegen Krisen und habe für die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung Priorität, betont deren Direktor Johannes Seiringer. Mit rund neun Milliarden Euro jährlich unterstütze die EBRD regionale Klein- und Mittelbetriebe „vom Tischler, dem Flaschenabfüller bis zum IT-Unternehmen“. Zehn Millionen Euro pro Projekt sei die Investitions-Obergrenze, so Seiringer. Wie wichtig Investitionen in die Regionen sind, skizziert Othmar Karas, Vizepräsident des Europäischen Parlaments. „Jeder Förder-Euro aus der EU löst drei Investitions-Euro in der Region aus. Europa findet in den Regionen statt.“ Nicht die Vereinheitlichung, sondern die Stärkung der Vielfalt sei das Gebot der Stunde.

Siehe auch:
"Mittel gegen die "Schizophrenie der Zentralisten"

 

 

 

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