Khol und Blecha leiten im Parlament Diskussion um aktuelle Herausforderungen im Bereich der
Pflege ein
Wien (seniorenrat) - Im Rahmen der heutigen Enquete zum Thema "Gibt es zu viele Pflegebedürftige
oder gibt es zu viele Pflegestrukturen?" im Parlament gaben nach den Grußworten der Frau Nationalratspräsidentin
Doris Bures die Präsidenten Dr. Andreas Khol und Karl Blecha am 22.09. ein erstes Eröffnungs-Statement
ab.
Präsident Dr. Andreas Khol: "Fast auf den Tag genau vier Jahre ist es her - da hat der Österreichische
Seniorenrat hier im Parlament eine solche Enquete schon abgehalten. Das damalige Thema war die Zukunft der Pflege
- das Ergebnis der Tagung war die einhellige Festlegung auf den Pflegefonds, wie er nur sechs Monate später
von Bund und Ländern beschlossen wurde. In unserer heutigen Enquete werden wir uns jenem Teil intensiv widmen,
der aus den damaligen Vereinbarungen noch offen ist: Die Reform der verzopften Strukturen bei den Pflegesachleistungen,
der Neuaufstellung der Pflegeberufe und derer Kompetenzen und der Schaffung eines bundesweiten Pools für Pflege-Hilfsmittel
und Heilbehelfe. Das Geld muss zum Menschen -nicht in den Strukturen versickern. Mögen die Ergebnisse der
heutigen Enquete ebenso erfolgreich umgesetzt werden wie jene vor vier Jahren!"
Präsident Karl Blecha zeigte sich ebenso erfreut, dass wichtige Forderungen des Seniorenrates im Bereich der
Pflege in den letzten Jahren bereits umgesetzt wurden und hob hervor, dass nachhaltige Absicherung und Ausbau der
Pflege die großen Herausforderungen der Zukunft sind. "Bis 2050 wird sich die Zahl der pflegebedürftigen
Menschen in Österreich auf fast 900.000 verdoppeln. Pflege wird in JEDER Familie ein Thema sein! Das österreichische
Pflegesystem - das derzeit zu den weltbesten gehört - muss sehr rasch an die künftigen Erfordernisse
angepasst und finanziell nachhaltig gesichert werden. Altern in Würde ist ein Menschenrecht. Jede Österreicherin
und jeder Österreicher - unabhängig von Wohnort und Geldbörsel - soll qualitativ hochwertige und
leistbare Pflege und Betreuung erhalten, wenn sie/er sie benötigt. Die Politik muss die nötigen Rahmenbedingungen
schaffen und die Pflegestrukturen in Österreich effizienter und nachhaltiger gestalten. Mit der heutigen Enquete
wollen wir einen maßgeblichen Beitrag für ein Pflegesystem leisten, welches den neuen Herausforderungen
entspricht. Denn Pflege geht uns alle an!"
Nach den Eröffnungsworten kommen Sozialminister Rudolf Hundstorfer und Landesrat Mag. Christopher Drexler
zu Wort.
Sozialminister Hundstorfer beleuchtet in seinem Referat die Zukunft der Pflege in Österreich und geht dabei
auch auf die Themen Finanzierung und Harmonisierung intensiver ein.
Landesrat Mag. Christopher Drexler erörtert in Folge die Rolle der Länder und die Frage der Bereitschaft
der Länder zu Reformen und stellt fest: "Die Herausforderung "Pflegemanagement" muss gemeinsam
von Bund, mit den Ländern, mit den Gemeinden, mit den Trägern und aber auch mit den Interessensvertretungen
bearbeitet werden. Bei der Weiterentwicklung des Pflegemanagements in Österreich geht es nicht nur um die
Finanzierung desselben. Im weltweiten Vergleich haben wir ein durchaus funktionierendes System mit qualitativ guten
Leistungen für alle Zielgruppen. Aber das System ist verbesserungsbedürftig. Es ist dringend notwendig,
die Effizienz zu steigern und es scheint angebracht, zuerst eine Reform bei den Pflegestrukturen und Pflegesachleistungen
durchzuführen und erst dann - nach der Beseitigung der schlimmsten Ineffizienzen im System - die weiteren
zusätzlichen Finanzierungserfordernisse zu besprechen. Unabhängig davon ist allerdings die Finanzierungslücke
von 2016 bis 2018 und die künftige Finanzierung ab 2019 zu betrachten."
Rechnungshofpräsident Dr. Josef Moser leitet mit seinem Impulsreferat zum Thema: "Pflege: Wo liegen die
Reformpotentiale?" die erste Diskussionsrunde ein und nimmt zu den Vorschlägen der zahlreich anwesenden
Expertinnen und Experten Stellung.
Die Rolle der Pflege(fach)kräfte legen Präsidentin Ursula Frohner (Österreichischer Gesundheit-
und Krankenpflegeverband) und der Bundesvorsitzender Josef Zellhofer (ÖGB/ARGE-FGV für Gesundheits- und
Sozialberufe) dar. Dabei werden die bestehenden Pflegestrukturen erörtert und im Hinblick auf die Erfordernisse
des Gesundheitssystems und der demografische Entwicklung überprüft und erörtert.
Stv. Generaldirektor Mag. Bernhard Wurzer vom Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger
geht im dritten Impulsreferat auf die Finanzierung und Probleme im Rahmen der Gewährung von Heilbehelfen und
Pflege-Hilfsmitteln ein und stellt sich darüber der Diskussion mit den rund 200 Teilnehmern der Enquete.
Mit dem letztem Impulsreferat geht der Leiter der Direktion Bevölkerung der Statistik Austria Dr. Josef Kytir
auf die Erhebungen und statistischen Auswertungen im Zusammenhang mit dem Pflegefonds ein, gefolgt von einer vierten
Diskussionsrunde.
Den Abschluss der Enquete bilden die Zusammenfassungen der Seniorenrats-Präsidenten Dr. Andreas Khol und Karl
Blecha.
Die Tagungsunterlagen mit den Kurzfassungen der Impulsreferate stehen auf der Homepage des Seniorenrates unter
http://www.seniorenrat.at zur Verfügung.
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