Industriebetriebe kämpfen mit Rückgängen bei Produktionsvolumen, Auftragseingängen
und Beschäftigung - ansteigende Tendenz bei Exporten
Wien (pwk) - Die konjunkturelle Entwicklung in der Industrie lässt derzeit keine Jubelstimmung aufkommen.
Zwar kann Österreichs Wirtschaftswachstum ein kleines nominelles Plus verzeichnen, Rückgänge gibt
es jedoch für viele Branchen, u.a. in der Industrie, beim Produktionsvolumen und auch bei den Auftragseingängen.
"Die Bedeutung der Industrie geht über ihren direkten Wertschöpfungsbeitrag hin-aus. Erfolgreich
ist dieser Wirtschaftszweig sowohl im Export als auch bei Innovationen. Die Industrie hat hier einen wesentlichen
Anteil an Wachstum, Wohlstand, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit", betont Manfred Engelmann,
Geschäftsführer der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Geringes Wachstum in Europa
Laut der von Eurostat berechneten Quartals-Schnellschätzung der Europäischen Kommission wies das
heimische Wachstum zuletzt ein Plus von 0,9 Prozent auf. Damit war Österreich im 2. Quartal 2014 direkt vergleichbar
mit den Niederlanden. Die BIP-Steigerung von Europas größter Volkswirtschaft Deutschland lag gegenüber
dem Vorjahrsquartal bei 1,3 Prozent. Generell die höchsten Wachstumszuwächse hatten Ungarn (+3,7%) und
Großbritannien (+3,1%), eine negative Performance musste Italiens Wirtschaft (-0,2%) hinnehmen.
Für das Gesamtjahr 2014 geht das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO davon aus, dass Österreichs Wirtschaft
um 0,8 Prozent wachsen wird. Dafür werden einerseits die Herstellung von Waren (real +0,8%) verantwortlich
gemacht und andererseits die Bruttoanlageinvestition (+0,9%) sowie die Warenexporte (+2,3%).
Durchwachsene Produktionsentwicklung
Insgesamt erwirtschafteten die Industriebetriebe im 1. Halbjahr 2014 einen Produktionswert von 71,3 Mrd. Euro.
Im Vergleich zur Vorjahresperiode ging das Produktionsvolumen nominell um 1,8 Prozent zurück - real, somit
inflationsbereinigt, lag der Rückgang bei 3,3 Prozent. Besorgniserregend dabei ist, dass der Produktionswert
seit dem 4. Quartal 2012 kontinuierlich einen Rückgang verzeichnete.
Nach Branchen aufgeteilt, gab es nominelle Produktionsrückgänge im 1. Halbjahr 2014 für zehn Industriebranchen:
Bergwerke/Stahl, Mineralöl, Chemie, Papier, Bau, Holz, Nahrungs-mittel, Gas/Wärme, NE-Metall sowie Maschinen/Metallwaren.
Steigerungen in der Produktion konnten dagegen acht Industriezweige erzielen - Stein- und keramische Industrie,
Glasindustrie, Papierverarbeitende Industrie, Textil/Bekleidung/Schuh/Lederindustrie, Gießereiindustrie,
Fahrzeugindustrie sowie die Elektro- und Elektronikindustrie.
Schwache Nachfrage
Bei den Auftragseingängen verzeichneten die Industriebetriebe einen nominellen Rückgang um 1,2 Prozent
- im Vergleich zum 1. Halbjahr 2013. Der Anteil der inländischen Nachfrage lag dabei bei 12,1 Mrd. Euro (-1,6%),
jener der ausländischen Nachfrage bei 32,2 Mrd. Euro (-1,0%). Die schwache Entwicklung der beiden vergangenen
Jahre dürfte sich somit auch heuer fortsetzten, eine Belebung ist nicht in Sicht.
Abnehmende Industriebeschäftigung
Im 1. Halbjahr 2014 waren in den heimischen Industriebetrieben durchschnittlich 395.085 Menschen beschäftigt.
Die Anzahl des Eigenpersonals reduzierte sich im Vorjahresvergleich um 1,4 Prozent. Die Anzahl der Arbeiter ist
um 2,1 Prozent gesunken, bei den Industrieangestellten betrug das Minus 0,7 Prozent.
Leicht positive Exportentwicklung
Viele Unternehmen sind über Österreichs Grenzen hinaus erfolgreich, allein rund Dreiviertel der österreichischen
Exporte stammen aus der heimischen Industrie. Sie machten im 1. Halbjahr 2014 insgesamt 63,2 Mrd. Euro aus, was
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von nominell 1,2 Prozent bedeutete. Am stärksten war dabei das
1. Quartal mit einem Plus von 2,7 Prozent, dafür gingen die Exporte im Zeitraum April bis Juni 2014 leicht
zurück (-0,2%).
Fast 70 Prozent der gesamten Ausfuhren gingen in den ersten sechs Monaten 2014 in den Europäischen Binnenmarkt
(43,7 Mrd. EUR, +1,5%). Einen Rückgang bei den Warenlieferungen verzeichnete das übrige Europa um 8,7
Prozent bzw. um 300 Mio. Euro (5% der Gesamtexporte). Dafür verantwortlich war vor allem der zurückgegangene
Warenexport in die Russische Föderation (-12%).
Ein gesteigertes Exportaufkommen gab es nach Asien mit 6 Mrd. Euro (+4,0%) und einem Exportanteil von 9 Prozent
sowie nach Amerika mit 5,3 Mrd. Euro (+2,6%) und einem Exportanteil von 8,3 Prozent.
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