Senioren-Organisationen von CDU, CSU, Südtiroler Volkspartei und ÖVP erarbeiten gemeinsame
Standpunkte
Salzburg/Wien (seniorenbund) - Am Mittag des 29.10. wurde im Arena City Hotel im Salzburg das achte "3
Länder-Treffen" der Senioren gestartet. Auf Einladung des Österreichischen Seniorenbundes erarbeiten
folgende Organisationen am 29. und 30.10. gemeinsame grenzüberschreitende -Standpunkte zu den Themen Würde
am Ende des Lebens, Unterstützung für Angehörige in der häuslichen Pflege, Senioren-Mobilität
und Barrierefreiheit im ländlichen Raum sowie Einsatz modernster Technik für die Unterstützung im
häuslichen Lebensumfeld: Senioren-Union der CDU Deutschland mit Bundesvorsitzendem Prof. Dr. Otto Wulff, Senioren-Union
der CDU Baden-Württemberg mit Landesvorsitzendem Prof. Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten, Senioren-Union der
CDU Thüringen mit Landesvorsitzendem Rolf Berend, Senioren-Union der CDU Sachsen-Anhalt mit Landesvorsitzendem
Prof. Dr. Wolfgang Merbach, Senioren-Union der CSU mit Landesvorsitzendem Dr. Thomas Goppel MdL (der vor Ort von
seiner Stellvertreterin Elke Garczyk, ESU-Vizepräsidentin, vertreten wird), Senioren der Südtiroler Volkspartei,
mit seinem Vorsitzender Otto von Dellemann (der seine Teilnahme kurzfristig absagen musste, dessen Organisation
an der Erarbeitung aller Papiere jedoch aktiv beteiligt war und ist) und der ÖVP-Seniorenbund mit Bundesobmann
Univ.-Prof. Dr. Andreas Khol -wobei aus Österreich selbstverständlich auch die Landesobleute aller neun
SeniorenbundLandesorganisationen teilnehmen.
Das am 29.10. gestartete achte "3 Länder-Treffen" der Senioren,
wurde am 30.10. mit mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fortgesetzt. Dabei lag der Schwerpunkt des Vormittages
auf Informationen zur europäischen Zusammenarbeit und europäischen Fördermöglichkeiten durch
Heinz K. Becker, Europa-Abgeordneter und Generalsekretär des Österreichischen Seniorenbundes.
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Senioren arbeiten europaweit zusammen und unterstützen ihre Regionen bei der
Abholung von EU-Fördergeldern!
Europaabgeordneter Heinz K. Becker hatte schon im Vorfeld des Internationalen Tages der älteren Generation
am 1. Oktober 2014 gemeinsam mit der Präsidentin der Europäischen Senioren Union (ESU) An Hermans die
Gründung der Gruppe "Freunde der Europäischen Senioren Union (ESU)" im Europäischen Parlament
beschlossen, worüber er jetzt auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des "3 Länder-Treffens"
informierte: "Seniorinnen und Senioren bilden die größte Zahl an Wählern in Europa und stellen
zugleich die größte Konsumentengruppe dar. Damit wird eine Plattform mit Europaabgeordneten gebildet,
um die zukünftigen Herausforderungen vor allem in den Politikbereichen der Pensionen und Renten, Krankenversorgung
und Pflege aber auch der Beschäftigung Älterer zu meistern, die trotz subsidiärer Zuständigkeit
der Europäischen Mitgliedsstaaten dennoch immer häufiger auf EU-Ebene auf uns zukommen werden."
Der einzige österreichische Vertreter der Seniorinnen und Senioren im Europäischen Parlament führt
damit Abgeordnete des Europäischen Parlaments aus über 10 Mitgliedsstaaten zusammen. In dieser Arbeitsgruppe
werden die Interessen der Seniorinnen und Senioren durch jene EVP-Mitglieder repräsentiert, die dazu mit ihren
jeweils nationalen Seniorenorganisationen zusammenarbeiten. Damit setzt Europaabgeordneter Becker ein starkes Signal,
um das österreichische Vorbild mit gesetzlichen Jugend- und Seniorenvertretern auf Sozialpartnerebene Schritt
für Schritt auf Europäischer Ebene zu etablieren. Becker lud die Vertreterinnen und Vertreter von Senioren-Union
der CDU und Senioren-Union der CSU aktiv den Kontakt zu den entsprechenden Mitgliedern in der Gruppe der "Freunde
der ESU" zu suchen: "Gemeinsam werden wir sicher noch viel mehr umsetzen können!"
Umfassend fiel auch Beckers Information zu Möglichkeiten der EU-Förderungen aus. 'Horizon 2020' bietet
Anknüpfungspunkte für die Förderung von Ambient Assisted Living (AAL), in der Regionalförderung
gibt es Mittel für den Ausbau von Pflege-Infrastrukturen und Mittel für die Möglichkeit der Mobilitätsförderung
und die Förderung von Barrierefreiheit. All diese Themen und ihre Bedeutung für die Senioreninnen und
Senioren haben wir gestern umfassend diskutiert und festgehalten. Lasst uns nach dieser Veranstaltung nach Hause
gehen, in unsere Länder, Regionen und Gemeinden und lasst uns dafür sorgen, dass diese Fördermittel
effizient und vollständig zum Wohle der älteren Bevölkerung in den Regionen abgeholt werden!"
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Abschluss der Veranstaltung mit gemeinsamer Resolution "Lebenswerte Regionen
für jedes Alter!"
Zum Abschluss der zweitägigen Veranstaltung wurde folgende Resolution verabschiedet:
RESOLUTION "Lebenswerte Regionen für jedes Alter!"
Salzburg am 30. Oktober 2014
Die Seniorenorganisationen von CDU, CSU, Südtiroler Volkspartei und ÖVP erklären nach ihrer zweitägigen
gemeinsamen Sitzung:
Die häusliche Pflege - auch durch Angehörige - ist unverzichtbare Säule der Versorgung unserer
Älteren!
Daher:
- Zu etablieren ist eine flächendeckende aufsuchende und kostenlose Beratungsleistung
in allen Regionen (sog. Case-Management). Welche Pflegeangebote passen genau zu den Bedürfnissen des Pflegebedürftigen
und seines Angehörigen? Welche finanziellen, sozialen und pflegerischen Unterstützungen gibt es und wie
können diese beantragt werden?
- Zu garantieren ist in jeder Region eine einfach einsetzbare Ersatzpflege, auch
in den eigenen Räumlichkeiten, die den Pflegenden im Bedarfsfall entlastet oder ersetzt.
- Zu erheben ist in allen Regionen die konkrete Bedarfsplanung der künftigen
Pflege (sog. Care-Management), für Pflege-Einrichtungen, für mobile und andere Dienste, betreute Wohnungen
ebenso wie bei der Pflege Angehörige. Nur wenn Staaten, Länder, Regionen über exakte Planungszahlen
verfügen, könnend die Gesellschaften auch in finanzieller und personeller Hinsicht gut ausgestattet sein.
Auch wirkt dies der immer wieder stattfindenden Panikmache (Stichwort "Kostenexplosion") vor, die aufgrund
unbelegter Daten erfolgt.
- Mobile Pflegedienste sind in allen Regionen so zu gestalten, dass sie unkompliziert,
auch an Tagesrandzeiten und Wochenenden von den Familien genutzt werden können. Dies zu einem finanzierbaren
(evtl. sozial gestaffelten) Preis.
- Die Grundsätze "familiär statt fremd" und "mobil (bzw.
ambulant) statt stationär" müssen jeglicher Pflege-Politik zugrunde liegen. Damit wird dem ausdrücklichen
Wunsch der Menschen entsprechen, die sich auf Nachfrage zu 90 Prozent (!) wünschen, so lange als möglich
zu Hause gepflegt und betreut zu werden!
- In Aus- und Weiterbildung (inklusive Umschulung) der verschiedenen Pflege-Berufe
ist umfassend zu investieren. Junge Menschen sollen diesen Beruf als attraktiv erfahren können und gerne einsteigen.
Vorzusehen sind dabei auch zertifizierte Kurse für Laienpflegerinnen und Laienpfleger - pflegende Angehörige
und hilfsbereite Nachbarn sollen so professionelle Hilfestellung in ihren Betreuungsalltag bekommen, der sie nach
der Zeit der familiären Pflege berechtigt, einfache Betreuungsarbeiten auch hauptberuflich außer Haus
zu erledigen.
- Zu etablieren ist in allen Regionen ein Netzwerk von und für Freiwillige.
Sie können durch ihre Freiwilligenarbeit den Alltag von Pflegebedürftigen deutlich bereichern durch Spaziergänge,
Gesprächsrunden, Gesellschaft leisten, Lese- und Erzählzeiten, u.V.a.m. Das sind Dinge, die neben der
medizinischen Pflege nicht vernachlässigt werden dürfen und deutlich zur Verbesserung der Lebensqualität
beitragen.
- Sicherzustellen ist eine möglichst wohnortnahe allgemeinmedizinische Versorgung.
- Pflegenden Angehörigen ist umfassend und sehr niederschwellig ein Zugang
zu psychologischer Betreuung zu garantieren.
Mobilität und Teilhabe am öffentlichen Leben müssen in jedem Alter gesichert sein!
Daher:
- Es ist sicherzustellen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner aller Regionen möglichst
einfach Zugang zu regionalen Mobilitätsangeboten finden. Für entsprechende Projekte liegen umfassende
Förderungsmöglichkeiten auf verschiedenen Ebenen vor. Die jeweiligen Gebietskörperschaften sollten
sich verpflichtet fühlen, diese Förderungsmöglichkeiten - insbesondere jene der EU-Ebene - möglichst
umfassend auszuschöpfen.
- Ermäßigungen für die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel
sind regional sehr unterschiedlich gestaltet. Die Zielsetzung muss lauten, dass alle Bezieherinnen und Bezieher
einer Pension oder Rente eine Ermäßigung erhalten - schließlich liegen in allen drei Ländern
die Pensions- und Renteneinkommen deutlich unter den davor erzielten Erwerbseinkommen. Der Grundsatz "Ermäßigungen,
die es für Junge gibt, muss es auch für Ältere geben - und umgekehrt (!)" soll zu besserer
Generationen-Ausgewogenheit auch bei diesen Angeboten führen. Besonders positiv sticht hier das Angebot in
Südtirol hervor: Dort ist die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel für alle Personen ab dem
75. Geburtstag kostenlos!
- Bei der Gestaltung von öffentlichem Raum soll der Grundsatz "Design
für Alle" angewendet werden - es handelt sich dabei um Gestaltungsmethoden, die eine Benutzung durch
alle Menschen - auch durch z.B. Menschen die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind -gleichermaßen
benutzt werden können. Dazu kann festgehalten werden:
- Wer für die Alten baut, baut auch für die Jungen.
- Ebenso ist den Prinzipien der Barrierefreiheit zu entsprechen. Auch hier geht
es um die Erleichterung der Lebensführung für Ältere -zugleich aber für Beschäftigungschancen
der Jüngeren in den Regionen.
- Bei beiden Grundsätzen, also "Design für Alle" und "Barrierefreiheit"
soll es aber nicht zum sog. "Golden plating" kommen. Dabei wird von Projekt-Umsetzenden versucht, stets
die größtmögliche Umsetzung zu erreichen, man versucht "päpstlicher als der Papst"
zu sein - was bei konkreten Projekten zur Vervielfachung (!) von Kosten führen kann. Wir Senioren wissen um
die finanziell angespannte Situation unserer Gemeinden, Länder und Staaten und fordern hier: Sachliche Ausführung
und Umsetzung statt übertriebenen "Musterschülertums"!
Modernste Technik (AAL) kann und soll Lebensalltag der Älteren erleichtern
und bereichern!
Daher:
- Seniorinnen und Senioren (auch Hochbetagte) stehen der neuesten Technik zur Unterstützung
ihres Lebensalltags zu Hause deutlich aufgeschlossener gegenüber, als allgemein unterstellt wird. Die Senioren-Organisationen
wollen hier eine aktive Rolle zur Verbreitung der Kenntnisse über diese technischen Möglichkeiten einnehmen
und so Wissen über und Nachfrage nach dieser Technik bei ihren Mitgliedern aktiv wecken.
- Im Mittelpunkt dieser technischen Entwicklungen muss weiterhin der Mensch stehen.
Seniorinnen und Senioren sind daher in Entwicklung und Erprobung dieser technischen Hilfsmittel umfassend einzubeziehen.
- Der Schutz der Privatsphäre sowie der Schutz vor Missbrauch von Daten, die
durch solche Technik-Anwendungen vorhanden sind, ist uneingeschränkt zu garantieren.
- Aus dem EU-Programm "Horizon 2020" stehen finanzielle Förderungen
für Forschung und Entwicklung zu AAL zur Verfügung. Diese sind in größtmöglichem Umfang
abzuholen - was Österreich schon vorbildlich tut.
- Neben der Förderung von Forschung und Entwicklung muss auch der Einbau dieser
Technik finanziell unterstützt werden. Dabei ist besonders wichtig, dass der Einbau nicht nur in stationären
Pflege-Einrichtungen, öffentlichen Bauten oder Angeboten des betreuten Wohnens gefördert wird. Im Vordergrund
muss der Einbau in privaten Wohneinheiten stehen! So entstehen wichtige Arbeitsplätze für junge Menschen
in den Regionen - direkt vor Ort!
Gemeinsam in Europa und den Regionen mehr erreichen!
Daher:
- Die Zusammenarbeit der Seniorenorganisationen der einzelnen Länder wird
auf allen Ebenen weiter verstärkt. Kontakte wie in der Gruppe "Freunde der ESU" werden aktiv genutzt.
Wünsche, Forderungen und Ideen der regionalen Seniorenorganisationen werden aktiv eingebracht.
- Die Seniorenorganisationen nehmen in ihren Regionen aktive Rollen ein. Sie kommunizieren
die Wünsche, Forderungen und Ideen ihrer Mitglieder an die einzelnen Ebenen des Staates, helfen bei der Erarbeitung
und praktischen Umsetzung von konkreten regionalen Projekten und suchen auch die aktive Zusammenarbeit / Projekterstellung
durch Unternehmen, die die Bedeutung der Senioren in ihren Regionen richtigerweise erkennen.
- Die Senioren-Organisationen arbeiten in allen Regionen umfassend daran, ihre
Aufmerksamkeit ausdrücklich auch den Bedürfnissen der Hochbetagten, der Hilfsbedürftigen und der
Einsamen eigene Arbeitsschwerpunkte zu widmen. Ihre Existenz, ihre Wünsche und Bedürfnisse, ihre Sorgen
und Anforderungen müssen in Politik wie Gesellschaft bewusst werden.
Der Schutz der Würde am Ende des Lebens ist uns ein Herzensanliegen!
Daher:
- Das Recht jedes Menschen auf das Leben muss gesetzlich geschützt werden:
Beibehaltung des Verbots der Tötung auf Verlangen in Österreich, Strafbarkeit der organisierten Sterbehilfe
in Deutschland.
- Das bedeutet allerdings nicht eine Pflicht zur Lebensverlängerung. Sterbende
Menschen sollen nicht gegen ihren Willen behandelt oder weiterbehandelt werden. Sterben kann zugelassen werden.
Dies ist durch die Option der Patientenverfügung in verantwortungsvoller Weise gesichert.
- Wir bekennen uns nachhaltig zu bestmöglicher Sterbebegleitung und Palliativmedizin.
Dazu ist eine flächendeckende, bezahlbare und angemessene Hospiz- und Palliativversorgung für alle Menschen,
eine weitere Erforschung und Entwicklung der Palliativmedizin, die Sicherstellung der Finanzierung der häuslichen
Pflege nötig.
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