Wirtschaftsminister bei Enquete zur dualen Ausbildung: Erfolgsquote verbessern, neue Zielgruppen
erschließen - Lehre mit Matura erleichtern - Großes Lehrberufspaket
Wien (bmwfw) - "Als exportstarkes Land ist Österreich im internationalen Wettbewerb besonders
auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen. Daher müssen wir das international anerkannte Erfolgsmodell
Lehre weiterentwickeln und noch attraktiver machen", sagte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner am Montag
zum Auftakt der Enquete zur Zukunft der dualen Berufsausbildung in Österreich. Obwohl die Lehre beste Karrierechancen
biete, habe sie gegenüber anderen Ausbildungen teilweise noch ein Imageproblem. "Daher muss das öffentliche
Bewusstsein für die Vorteile der Lehre verbessert werden. Wir brauchen nicht nur Akademiker, sondern auch
einen qualifizierten Mittelstand", so Mitterlehner.
Als größte Herausforderung nannte Mitterlehner den demographischen Wandel. "Obwohl sich nach wie
vor rund 40 Prozent eines Jahrgangs für eine Lehre entscheiden, sinken die Lehrlingszahlen aufgrund geburtenschwacher
Jahrgänge. Gleichzeitig steigt der Wettbewerb der Unternehmen mit den weiterführenden Schulen um die
talentiertesten Jugendlichen. Daher müssen wir nicht nur die Erfolgsquote der Ausbildung verbessern, sondern
auch neue Zielgruppen für die Lehre erschließen", sagte Mitterlehner. Eine wichtige Initiative
dafür ist das Coaching-Programm für Lehrlinge und Betriebe, das bis Sommer 2015 österreichweit ausgerollt
wird. "Damit wollen wir beispielsweise auch Jugendliche mit Migrationshintergrund stärker für eine
Lehre begeistern, um deren Talente zu nützen", so Mitterlehner.
Ein Maßnahmenschwerpunkt ist die laufende Modernisierung der Ausbildungsinhalte. "Im nächsten Jahr
werden 17 Lehrberufe modernisiert und neu gestaltet. Das ist eines der größten Lehrberufspakete seit
den 1980er Jahren. Wir legen zum Beispiel einen Schwerpunkt auf die Mechatronik, die mit den Modulen Medizingerätetechnik,
alternative Antriebe und Robotik aufgewertet wird. Und mit dem Einzelhandel wird der am stärksten nachgefragte
Lehrberuf modernisiert", so Mitterlehner. Darüber hinaus setzt sich Mitterlehner dafür ein, dass
die Berufsorientierung in den Schulen verstärkt wird. "Viele wissen gar nicht, dass über 200 Lehrberufe
zur Wahl stehen", bekräftigt Mitterlehner.
Zur weiteren Qualifizierung will Mitterlehner einerseits Modelle wie Lehre mit Matura verstärken, um begabte
Jugendliche anzusprechen, sowie andererseits niederschwellige Angebote für den Einstieg ins System ausbauen,
um Jugendliche ohne Ausbildung besser zu erreichen. "Wir müssen die Durchlässigkeit des Ausbildungssystems
in beide Richtungen stärken", betonte Mitterlehner. Als zusätzliche Maßnahme wird gemeinsam
mit den Sozialpartnern das Qualitätsmanagement in der Lehre verstärkt, um den effizienten Einsatz der
Förderinstrumente zu unterstützen. "Entscheidend ist aber, dass wir nicht nur bei der Lehre, sondern
auch im Bildungssystem ansetzen - zum Beispiel um die Grundkompetenzen und Kulturtechniken zu verbessern",
so Mitterlehner.
Fachexperten zum Erfolgsmodell duale Ausbildung
Experte Thomas Mayr vom ibw hob bei der Enquete die Bedeutung der duale Ausbildung für eine nachhaltige und
soziale Wirtschaftsentwicklung hervor. AMS-Vorstand Johannes Kopf referierte über die erfolgreiche Integration
von jungen Erwachsenen in den Arbeitsmarkt. Therese Steffen Gerber vom Eidgenössischen Department für
Wirtschaft, Bildung und Forschung zog einen internationalen Vergleich über das Erfolgsmodell. Im Anschluss
diskutierten Mitterlehner und Hundstorfer mit Vertretern der Oppositionsfraktionen im Nationalrat über die
aktuellen Herausforderungen für die Lehre.
Siehe auch: Hundstorfer: Weiterentwicklung der Ausbildungsgarantie als primäres
Ziel
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