Festakt anlässlich 15 Jahre Kooperation zwischen Seniorenrat und Bundesjugendvertretung
in der Sozialpartnerschaft
Wien (pk) – "Keine Generation könne zu Lasten der anderen leben", betonte Bundespräsident
Heinz Fischer in seiner Ansprache anlässlich der Festveranstaltung "15 Jahre Generationen-Sozialpartner"
im Hohen Haus. Um sowohl der jungen als auch der älteren Generation eine Stimme zu geben, wurde die traditionelle
Sozialpartnerschaft vor 15 Jahren um den Österreichischen Seniorenrat sowie um die Bundesjugendvertretung
erweitert. Die Kooperation dieser beiden Gruppierungen, die insgesamt 5,3 Millionen Menschen vertreten, wurde am
15.09. im Parlament im Rahmen eines Festakts gewürdigt.
Dies sei Ausdruck der hohen Anerkennung für das Erfolgsmodell Sozialpartnerschaft im generellen und für
die gute Zusammenarbeit und Solidarität zwischen den Generationen im speziellen, unterstrich Nationalratspräsidentin
Doris Bures, die zudem noch auf den internationalen Tag der Demokratie verwies. Besonders in schwierigen Zeiten,
die viele Veränderungen bringen und sowohl die Politik als auch die Zivilgesellschaft vor große Herausforderungen
stellen, könne man von der großen Tradition der Sozialpartnerschaft lernen, war Bures überzeugt,
denn neues Denken und neue Lösungen seien gefragt. Ziel dabei sei aber immer, den sozialen Zusammenhalt zu
fördern, da niemand eine Ellbogengesellschaft wolle, wo Menschen auf der Strecke bleiben.
Fischer: Gemeinsames in den Vordergrund stellen
Gerade in diesen Tagen und Wochen gehe es um das zentrale Thema des gesellschaftlichen Zusammenhalts im weitesten
Sinne, erklärte Bundespräsident Heinz Fischer in seiner Festansprache. Neben der Zivilbevölkerung,
deren Engagement ihm höchsten Respekt abverlange, sei vor allem die Politik gefordert, angesichts sehr schwieriger
Entwicklungen, Entscheidungen zu treffen. Da es seiner Meinung nach ein starkes Bemühen der Bundesregierung
gebe, Lösungen zu finden, sollten auch die MedienvertreterInnen das Gemeinsame und Positive in den Vordergrund
rücken und sich nicht auf einzelne Aspekte oder eine unterschiedliche Terminologie konzentrieren, appellierte
er. Die Sozialpartnerschaft, die eine 70jährige Erfolgsgeschichte darstelle, habe bewiesen, dass der Dialog
und die Solidarität zwischen den Generationen und den einzelnen Gruppierungen ein Garant für den sozialen
Frieden seien. Da der Anteil an älteren Menschen in Zukunft noch steigen wird, sei es ganz wichtig, die Partizipation
der jungen Generation zu stärken und vor allem dafür zu sorgen, dass alle Kinder und Jugendliche die
gleichen Chancen erhalten, betonte Fischer. Einer Vererbung von Armut müsse mit aller Kraft entgegengewirkt
werden. Gleichzeitig brauche es einen Bewusstseinswandel, damit Altern nicht nur als Belastung, sondern als Chance
gesehen wird, meinte der Bundespräsident. Der umfassende Wandel im 21. Jahrhundert fordere alle sozialen Gruppen
heraus und könne nur durch die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Strategien sowie durch Solidarität
gemeistert werden.
Seniorenrat: Die Stimmen von Jung und Alt müssen noch mehr gewürdigt werden
Die beiden Präsidenten des Österreichischen Seniorenrats, Karl Blecha und Andreas Khol, betonten die
Verdienste der Sozialpartnerschaft, die wesentlich zum sozialen Frieden und zum Wohlfahrtsstaat beigetragen habe.
Es sei vollkommen richtig, dass der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft Priorität habe, unterstrich auch
Blecha. Diese sei unter anderem nur durch eine funktionierende Generationen-Partnerschaft erreichbar, zu der vor
15 Jahren die Grundlage durch die Gleichstellung des Österreichischen Seniorenrates mit den bisherigen Sozialpartnern
und die bald danach erfolgte gesetzliche Verankerung der Bundesjugendvertretung gelegt wurde. Ebenso wie Andreas
Khol bemängelte er jedoch, dass deren Arbeit und Beiträge von den traditionellen Sozialpartnern noch
nicht ausreichend anerkannt werden. Die Generationen-Sozialpartner vertreten insgesamt 5,3 Millionen Menschen;
deren Stimmen dürfen nicht ignoriert werden.
Bundesjugendvertretung mahnt Solidarität mit Flüchtlingen ein
Die Vorsitzende der Bundesjugendvertretung, Laura Schoch, nahm die Festveranstaltung vor allem zum Anlass, um auf
das große Engagement von jungen Menschen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, hinzuweisen. Dies
sei ein eindrückliches Beispiel dafür, dass die Jugend nicht so politikverdrossen sei, wie immer behauptet
werde und sehr wohl bereit sei, sich nicht nur für die eigenen Interessen, sondern auch für andere Menschen
einzubringen. Daneben interessieren sich die Jugendlichen natürlich auch dafür, ob sie eine Lehrstelle
oder einen Arbeitsplatz bekommen, ob sie studieren können und wo ihre Großeltern gepflegt werden. Deshalb
plädierte Schoch dafür, noch mehr Mitbestimmungs- und Mitsprachemöglichkeiten zu schaffen. Sie bezeichnete
es als einen großen Erfolg, dass es gelungen sei, das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken, wodurch Österreich
in Europa ein Vorreiter wurde.
Schließlich appellierte sie noch einmal daran, den tausenden Flüchtlingen, von denen zahlreiche in Österreich
bleiben werden, eine Perspektive und vor allem die Aussicht auf ein würdevolles Leben zu geben.
Weiters beleuchtete Eva Zeglovits vom Meinungsforschungsinstitut IFES in ihrem Referat das Thema Sozialpartnerschaft
aus Sicht der Bevölkerung, während Universitätsdozent Peter Ulram (Geschäftsführer von
ECOQUEST) die Veränderungen dieses Instrumentariums in den letzten Jahrzehnten darstellte. Durch die Veranstaltung
und die anschließende Diskussion führte Corinna Milborn.
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