Schoch, Blecha und Khol betonen bei Festveranstaltung Verbundenheit von Bundesjugendvertretung
und Seniorenrat
Wien (seniorenrat) - Im Rahmen der einer Festveranstaltung unter dem Titel"15 Jahre Generationen- Sozialpartner"
geben nach der Begrüßung durch Nationalratspräsidentin Doris Bures am 15.09. die Vorsitzende der
Bundesjugendvertretung Laura Schoch sowie die beiden Präsidenten des Österreichischen Seniorenrates Karl
Blecha und Dr. Andreas Khol vor den rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Statement ab.
Vorsitzende Laura Schoch: "Im Jahr 2000 wurde die Bundesjugendvertretung als Interessenvertretung aller Kinder
und Jugendlichen gesetzlich verankert und vertritt somit die Anliegen rund 3 Millionen junger Menschen. Wir schaffen
ihnen Gehör und Mitspracherecht. In den letzten 15 Jahren waren wir damit sehr erfolgreich, wie mit der Wahlaltersenkung
auf 16 Jahre, für die wir gekämpft haben. Aber unsere Gesellschaft besteht nicht nur aus jungen Menschen.
Oft betreffen gerade die Themen, die die junge Generation beschäftigen, auch die ältere, wie Arbeitslosigkeit.
Um eine faire und gerechte Gesellschaft zu erreichen, müssen die Generationen an einem Strang ziehen. Was
wir brauchen, ist eine Begegnung, die nicht nur das Verständnis füreinander fördert, sondern auch
Bereicherung für beide Seiten bedeuten kann. Als Generationen-Sozialpartner vertreten wir gemeinsam rund 5,3
Millionen Menschen in Österreich. Diese Stimmen dürfen nicht ignoriert werden."
Präsident Karl Blecha betont: "Die Österreichische Sozialpartnerschaft, getragen von den Vertretern
der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber, wurde zum Garanten des sozialen Friedens und eines funktionierenden Wohlfahrtstaates.
Heute hat der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft Priorität. Diese ist nur durch eine funktionierende Generationen-Partnerschaft
erreichbar, zu der vor 15 Jahren die Grundlage durch die gesetzliche Gleichstellung des Österreichischen Seniorenrates
mit den bisherigen Sozialpartnern und die bald danach erfolgte gesetzliche Verankerung der Bundesjugendvertretung
gelegt wurde."
Präsident Dr. Andreas Khol hebt hervor: "Uns gehen nicht nur Themen wie Pensionen oder Pflege etwas an!
Wir bestimmen bei allen Themen, die Frauen über 55 und Männer über 60 betreffen können, aktiv
mit! So ist es im Gesetz, das uns zu gleichberechtigten Sozialpartnern macht, ausdrücklich festgelegt. Daher
beschränkt sich unserer Arbeit eben nicht ausschließlich auf Pensionistinnen und Pensionisten, sondern
betrifft insbesondere auch ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer! Wir haben in dieser Arbeit schon Fortschritte
gemacht - aber noch zu wenig. Die traditionellen Sozialpartner nehmen uns auch nach 15 Jahren noch nicht in jedem
Thema Ernst. Dasselbe gilt für die Parlamentsklubs aller (!) Parteien. Seien Sie gewiss: Wir kämpfen
weiter. Und wir tun dies in erfolgreicher Zusammenarbeit mit den Jungen!"
Den Höhepunkt der Veranstaltung im Parlament bildete die Festansprache von Bundespräsident Dr. Heinz
Fischer.
Danach folgten Referate der Experten. Dr.in Eva Zeglovits, Geschäftsführerin der IFES, beleuchtete in
ihrem Referat die Sozialpartner und Sozialpartnerschaft aus Sicht der Bevölkerung. Univ. Doz. Dr. Peter A.
Ulram, Geschäftsführer der ECOQUEST, stellte die Sozialpartnerschaft im Wandel dar.
Dr. Eva Zeglovits stellte fest: "Das Vertrauen der Österreicherinnen und Österreicher in die Institutionen
der Sozialpartnerschaft ist ungebrochen groß. Auch die jungen Erwachsenen waren und sind mit der Sozialpartnerschaft
zufrieden. Gleichzeitig sind viele Menschen unzufrieden damit, wie die Demokratie in Österreich funktioniert
und fühlen sich von Politikerinnen und Politikern oft nicht gut vertreten. Gerade den Jüngsten wirft
man immer wieder vor, wenig interessiert an Politik und Mitgestaltung zu sein. Dabei manifestieren sich immer wieder
Interessenskonflikte zwischen den Generationen. Die Sorge um die eigene finanzielle Zukunft steigt seit Mitte der
1990er Jahre, besonders stark bei den unter 25-jährigen. Den Vertreterinnen und Vertretern von Jung und Alt
eine Stimme in der Sozialpartnerschaft zu geben, war geradezu als logischer Schritt im Sinne des Interessensausgleich.
Gerade die Bundesjugendvertretung kann hier zeigen, dass Interessen von Kindern und Jugendlichen eine Stimme haben."
Univ. Doz. Dr. Peter A. Ulram zum Wandel der Sozialpartnerschaft: "Die klassische österreichische Sozialpartnerschaft
hatte ihr "goldenes Zeitalter" in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Aufgrund
des wirtschaftlichen, sozialen und politischen Wandels haben sich ihre Voraussetzungen geändert. Der Einflussbereich
der Sozialpartnerschaft konzentriert sich zunehmend auf ihren Kern wie Lohnverhandlungen, Arbeitsbeziehungen und
Teile der Sozialgesetzgebung. Auch ihre Akzeptanz in der Öffentlichkeit wie bei ihren Trägergruppen ist
- wiewohl nach wie vor hoch - keine Selbstverständlichkeit mehr. Charakteristika wie Interessenakkordierung,
Konsensfindung und sachbezogener Pragmatismus bleiben aber positive Bestandteile der österreichischen politischen
Kultur. Die Generationen-Sozialpartnerschaft stellt eine bereichsspezifische Erweiterung dar. Sie kann dem Bedürfnis
nach einer sachbezogenen, weniger "media-driven", langfristig orientierten substanziellen Politik Rechnung
tragen, gerade dort wo Entscheidungen von heute erst in Jahren und Jahrzehnten voll zum Tragen kommen."
Den Referaten folgte eine Publikumsdiskussion mit den drei Vertretern der Generationen-Sozialpartner und den beiden
Experten.
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