WKÖ-Präsident präsentiert Reform: neue Services für Mitglieder – Digitalisierung
als Mittel zur Effizienzsteigerung – Senkung der Kammerumlagen
Wien (pwk) - In seinem Bericht zu den Zielsetzungen des Projektes „WKO 4.0“ betonte Wirtschaftskammer-Präsident
Christoph Leitl am 06.04. vor dem Wirtschaftsparlament der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ): „Die Welt
ändert sich in teilweise dramatischer Weise. Die Stichworte sind Globalisierung, Freihandel, Digitalisierung,
bewaffnete Konflikte, Protektionismus usw. Hier müssen wir uns einbringen und für Gesellschaft und Betriebe
neue Antworten auf diese neuen Herausforderungen finden. Wir sind verpflichtet, Veränderungen in der Wirtschaft
positiv zu begleiten. Und nicht zuletzt müssen wir auch notwendige Veränderungen in unserer eigenen Organisation
durchführen. Unsere Wirtschaftskammer-Organisation ist mehr denn je gefordert – inhaltlich, organisatorisch
und strategisch. Und das hat zum Reformprojekt WKO 4.0 geführt.“
Das Projekt sei vor zwei Jahren angekündigt worden. Seither habe es einen intensiven Analyseprozess gegeben.
Mit dem heutigen Tag werde eine Zielsetzung beschlossen. Dann gehe es um die notwendigen Maßnahmen, um die
Ziele zu erreichen. Leitl: „Heute gibt es den Startschuss zur Reform.“
Der WKÖ-Präsident verwies darauf, dass die Wirtschaftskammer-Organisation durchaus gut dastehe und eine
hohe gesellschaftliche Akzeptanz habe, wie dies etwa eine Umfrage der Notenbank zeige. Und auch bei Globalisierungs-Rankings,
Berufsausbildung oder „Hidden Champions“ würden Spitzenwerte erzielt. Damit es auch in Zukunft gut laufe,
müsse es Veränderungen geben. „Wie gute Unternehmer müssen wir unserer Zeit voraus sein, um auch
in Zukunft erfolgreich zu sein. Wir müssen Pioniere sein.“ Wie bei Gartenarbeit müsse „Altes ausgegraben
und Neues gesetzt werden, damit es einen blühenden Garten gibt“.
Leitl verwies darauf, dass die nun zu beschließende Reform bereits der dritte Schritt in einem Reformprozess
ist. Vor einem guten Jahrzehnt seien bereits die Mitgliedsbeiträge um 30 Prozent gesenkt und die Leistungen
um 30 Prozent ausgeweitet worden. In der Folge wurde die Zahl der Fachorganisationen um 30 Prozent reduziert. Dies
habe zu spürbaren Entlastungen geführt. Zum Vergleich: Von 2000 bis 2015 ist die Zahl der Mitglieder
um 64 Prozent gestiegen, der Verbraucherpreis-Index hat sich um 38 Prozent erhöht. Dagegen seien die Wirtschaftskammerbeiträge
nur um 26 Prozent gewachsen. Leitl: „Unsere Umlagen sind weniger stark angestiegen als die Inflation. Zugleich
gibt es deutlich mehr Mitglieder, die zu servicieren sind.“
Beim jetzigen 3. Schritt der Kammerreform verwies Leitl auf die neuen Instrumente, die eingesetzt werden sollen:
die digitale Verknüpfung, die einerseits mehr Kooperation und mehr Effizienz bringen soll, und andererseits
mehr und neue Leistungen für die Mitglieder.
Und er unterstrich, dass künftig bei der Kammerumlage 1 die Investitionen ausgenommen sind und mit der Senkung
der Kammerumlage 2 die Lohnnebenkosten verringert werden. Gründern wird künftig ein Jahr keine Grundumlage
abverlangt. Leitl: „Wir fordern mit guten Argumenten von der öffentlichen Hand Investitionsanreize und niedrigere
Lohnnebenkosten sowie eine Förderung von Gründern. Wenn wir von anderen etwas fordern, dann müssen
wir es selbst auch leisten. Daher haben wir diese Punkte in die Senkung der Kammerumlagen um insgesamt bis zu 100
Millionen Euro integriert.“
Was die von Kammerkritikern verlangten Änderungen beim Faktor 10 betrifft, verwies Leitl auf neue digitale
Werkzeuge und Kooperationsmöglichkeiten, er hielt aber auch klar fest: „Wenn künftig nicht jeder alles
macht, dann heißt das nicht, dass einer alles macht. Wir setzen auf einen kooperativen Föderalismus.
Wir werden gemeinsam besser werden und gemeinsam Effizienzpotentiale heben.“ Bei einem erfolgreichen Testlauf seien
in den vergangenen Jahren in 30 vordefinierten Feldern Synergieeffekte von 10 Millionen Euro erzielt worden, die
in flächendeckende Begabungs- und Talente-Checks investiert worden sind.
Was die neuen Serviceleistungen betrifft, so solle – so der WKÖ-Präsident – die AWO auch zu einer Innovationsagentur
werden. Weltweite Trends und Innovationen bzw. Forschungsergebnisse müssten verstärkt den heimischen
Betrieben zur Verfügung gestellt werden. In diesem Zusammenhang lobte Leitl die bereits existierenden vielen
Engagements der Landeskammern in Wissenschaft und Bildung. Es brauche – Stichwort: Fachkräfte – aber auch
neue Berufs- und Bildungspfade. Und es müsse für Betriebe eine bessere Erfolgsgenerierung durch eine
digitale Vernetzung geben. Es gehe um neue digitale Plattformen und eine bessere Vernetzung von Geschäftspartnern.
Und nicht zuletzt brauche es eine stärkere Präsenz der Wirtschaft in Brüssel, in der EU.
Leitl appellierte, gemeinsam neue Wege zu gehen. Leitl: „Wer gegen eine Weiterentwicklung ist, wird von der weiteren
Entwicklung überrollt. Wir müssen Vorläufer und nicht Nachläufer sein, müssen mit neuer
Dynamik und Veränderung Zufriedenheit und Begeisterung schaffen.“
Er bedankte sich für die regen inhaltlichen Diskussionen im Vorfeld des Reformbeschlusses, sei es um die WKO-Struktur
oder um Finanzierungsfragen: „Wir brauchen alle – Bundesebene, Landeskammern, Fachorganisationen. Jeder hat seine
Aufgabe. Und wir können Ziele nur gemeinsam erreichen oder gar nicht. Jeder muss einen Beitrag zum Erfolg
leisten.“ Die finanzielle Entlastung der Mitglieder mit 1. 1. 2019 sei ein ambitioniertes Ziel. Wo es nicht gelinge,
bis dahin alle Effizienzmöglichkeiten zu heben, müssten vorhandene Rücklagen eingesetzt werden.
Natürlich habe es auch Stimmen gegeben, denen die Entlastung der Großbetriebe zu gering ist, andere
wiederum hätten mehr Entlastungen für die Kleinunternehmen verlangt. Leitl: „Allen jenen sage ich: Wir
stehen in der Mitte.“
Leitl abschließend zur geplanten Reform: „Wir machen das, was jeder gute Betrieb machen muss. Wir müssen
die Kosten/Nutzen-Relation optimieren, um eine Spitzenstellung am Markt zu erreichen. Wir wollen gemessen an den
Leistungen die beste Wirtschaftskammer-Organisation der Welt werden.“
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