Edlauer, Gollenz, Lexer informieren über aktuelle Entwicklungen und Trends der Branche –
Pisecky berichtet mit Fokus auf Wien - Otto mit Erstem Wiener Zinshausbericht
Wien (pwk) - „Käufer und Mieter werden immer qualitätsbewusster“, fasste Georg Edlauer, Obmann
des Fachverbandes der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die Ergebnisse
aus dem top-aktuellen Immobilienpreisspiegel 2017, der am 07.06. in der WKÖ präsentiert wurde, zusammen.
Es gibt, wie immer, regional große Unterschiede und es wird auch deutlich, dass sich - wie vergangenes Jahr
prognostiziert - die Preissteigerungen verlangsamen. „Es wird nicht mehr um jeden Preis gekauft oder gemietet“,
berichtet Edlauer. Bei der Entscheidung für die eigenen vier Wände spiele zwar weiterhin die Lage eine
bedeutende Rolle, aber auch die Ausstattungsqualität müsse passen, so Edlauer. Auch die Zahlen spiegeln
klar wider, dass schlechtere Ausstattung weniger nachgefragt wird bzw. sich Qualität auch im Preis niederschlägt.
Erstaunt und irritiert reagiert Edlauer auf die, aktuell von der Statistik
Austria veröffentlichten Daten zu Mietpreissteigerungen, wonach die Kosten für Mietwohnungen
im Zeitraum von 2012 bis 2016 im österreichweiten Schnitt um 14 Prozent - bei den privaten Vermietern gar
um 16 Prozent gestiegen seien. „Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen“, kritisiert Edlauer. Denn in den
Berechnungen stecken die Betriebskosten mit drinnen. Für eine korrekte Darstellung der Mietentwicklung müssten
aber die Nettohauptmietzinsen herangezogen werden. In diesem Fall liegt dann die Preissteigerung für den Zeitraum
2012 bis 2016 österreichweit – gemäß aktuellen Preisspiegels – bei 7,4 Prozent innerhalb von fünf
Jahren, also weniger als 1,5 Prozent pro Jahr, und nicht bei 16 Prozent, wie die Statistik Austria angibt“, moniert
Edlauer, und verweist in diesem Zusammenhang auf den Betriebskostenspiegel, in dem die Mietervereinigung jährlich
die durchschnittlichen Betriebskosten eines privaten Mietshauses ausweist. Demnach sind alleine in Wien die Betriebskosten
innerhalb eines Jahres zuletzt um unglaubliche acht Prozent gestiegen, rechnet der Fachverbandsobmann vor. „Über
die Höhe der Kosten für Wasser oder Müllentsorgung entscheiden aber nicht die Vermieter, sondern
Städte und Gemeinden. Dennoch wird immer wieder versucht, die Vermieter für alles verantwortlich zu machen
und damit politisches Kleingeld zu machen“, zeigt sich Edlauer verärgert.
Auf Unverständnis stößt auch bei Fachverbandsobmann-Stv. Gerald Gollenz die Forderung nach gesetzlichen
Mietpreisobergrenzen. „Obergrenzen behindern Investitionen in den Neubau, und dabei ist einzig der Neubau ein Garant
für ausreichend Wohnraum und somit auch für leistbare Mieten“, betont Gollenz, und führt weiter
aus: „Die gewerblichen Bauträger haben laut Baumaßnahmenstatistik im Jahr 2015 rund 17.000 Wohnungen
errichtet – wesentlich mehr als gemeinnützige Bauvereinigungen und der öffentliche Sektor zusammen. Das
sollte auch nicht wirklich verwundern, denn die Mittel der öffentlichen Hand für den sozialen Wohnbau
sind begrenzt. Die Gewerblichen haben jedenfalls einen wesentlichen Beitrag daran, dass die Österreicherinnen
und Österreicher im europäischen Vergleich günstig wohnen“. Es sei daher weder fair noch richtig,
die Privaten für steigende Mietpreise verantwortlich zu machen.
Objektarten im Überblick
Baugrundstücke für freistehende Einfamilienhäuser kosten österreichweit im Durchschnitt
238,53 Euro pro Quadratmeter und sind um 3,7 Prozent gestiegen. Den höchsten Anstieg gab es mit einem Plus
von 7,2 Prozent in Vorarlberg, am geringsten kletterten die Preise für Baugrundstücke mit einem Plus
von 1,8 Prozent in Niederösterreich.
Bei Einfamilienhäusern gab es österreichweit eine geringe Preissteigerung von plus 1,1 Prozent - der
Quadratmeter Wohnfläche kostet 1.795,12 Euro. Deutlich über diesem Schnitt lag Wien mit plus 4,7 Prozent.
Die Steiermark bleibt das günstigste Pflaster mit 1.194,90 Euro pro m², am meisten kosten Einfamilienhäuser
im Bundesland Vorarlberg mit 2.587,35 Euro. Keine allzu großen Sprünge machten im Beobachtungszeitraum
die Preise von Reihenhäusern: mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 1.704,16 Euro sind sie im
Durchschnitt nur um 0,5 Prozent gestiegen.
Sehr einheitlich ist die Entwicklung im Bundesländervergleich bei den Eigentumswohnungen (Erstbezug): Im Durchschnitt
kostet der Quadratmeter 2.447,50 Euro (plus 0,8 Prozent). Im Bundesländervergleich liegt Wien deutlich an
der Spitze, die Entwicklung war aber auch in der Hauptstadt sehr moderat mit einem Plus von 1,2 Prozent. Bei gebrauchten
Eigentumswohnungen hat sich der Höhenflug der Preise weiter eingebremst. So stiegen die Preise nur um 1,4
Prozent und die gebrauchte Eigentumswohnung kostet durchschnittlich 1.575,05 Euro pro Quadratmeter. Hier waren
in Vorarlberg und Burgenland sogar Rückgänge bemerkbar. Deutliche Zuwächse über dem Bundesdurchschnitt
gibt es nur in Wien.
Mietwohnungen werden im Durchschnitt um 7,50 Euro netto pro Quadratmeter vermietet und sind damit um 2,8 Prozent
gestiegen. Am niedrigsten waren die Durchschnittsmieten pro Quadratmeter in Kärnten, am höchsten in Wien.
Platz zwei belegte in diesem Ranking Vorarlberg und Platz drei geht ex aequo an Salzburg und Tirol. Bei den Landeshauptstädten
wohnt man günstig in St. Pölten sowie Klagenfurt.
Nur wenig Bewegung gab es am Büroimmobilienmarkt, berichtete Fachverbandsobmann-Stv. Reinhold Lexer über
den Bereich Gewerbeimmobilien. Dennoch sei insgesamt ein Aufwärtstrend zu beobachten. Im Österreichdurchschnitt
sind die Büromieten netto um 2,7 Prozent gestiegen. Gedämpft bleiben die Nettomieten für Geschäftslokale
(Ladenlokale), die im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 Prozent gestiegen sind. Preise für Betriebsgrundstücke
stiegen im Österreichschnitt um 3,5 Prozent.
Pisecky: Wiener Mietmarkt ist geprägt von steigender Nachfrage
„Der Wiener Mietmarkt ist geprägt von nach wie vor steigender Nachfrage durch den starken Zuzug,“ umriss
Wiens Fachgruppenobmann Michael Pisecky die besonderen Herausforderungen am Wiener Immobilienmarkt. Zudem sei Wien
untypisch, da es nur rund 20 Prozent Eigentum und rund 80 Prozent Mieten gäbe. Insgesamt sei zu beobachten,
so Pisecky, dass die Ansprüche der Kunden steigen. Die größte Nachfrage bei Mietwohnungen gibt
es in der Bundeshauptstadt im Bereich der kleineren Wohnungen bis ca. 700 Euro, während jene über 1.500
Euro monatlich schwer verwertbar seien. Im Eigentum sind sowohl Erstbezug als auch gebrauchte Wohnungen gestiegen.
Da jedoch mit einer Abflachung der Preise bei Erstbezügen zu rechnen ist, geht Pisecky davon aus, dass sich
auch das Preisniveau für gebrauchte Wohnungen auf dem hohen Niveau einpendeln werde.
Eugen Otto: Wiener Zinshausmarkt weiter auf Rekordkurs
„Der Zinshausmarkt ist umsatzmäßig weiter auf Rekordkurs und hat im Vorjahr die magische Milliardengrenze
klar überschritten“, präsentiert Eugen Otto, Eigentümer und Geschäftsführer der Wiener
Otto Immobilien Gruppe die aktuelle Auswertung der letzten bisher noch nicht verbücherten Kaufverträge
für 2016. Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren einige größere Verkäufe vor allem
in der Wiener Innenstadt, wo im Vorjahr fast ein Viertel des Transaktionsvolumens getätigt wurde, berichtete
Otto.
Edlauer: Nur ausreichendes Angebot an Wohnungen führt zu leistbarem Wohnen
Abschließend appelliert WKÖ-Branchensprecher Edlauer eindringlich: „Der Markt macht den Preis! Es gibt
vor allem in den Ballungszentren – etwa in Wien – deutlich zu wenig Wohnungen. Man muss in jenen Gebieten, wo erhöhte
Nachfrage herrscht, Wohnbau fördern – durch Investitionsanreize, steuerliche Erleichterung, Entbürokratisierung
und indem man Grundstücksbeschaffung erleichtert, z.B. durch ein adaptiertes Baurechtsgesetz. Erst das ausreichende
Angebot an Wohnungen führt nachhaltig zu regulierten Preisen und damit zu leistbarem Wohnen.“
Ohne private beziehungsweise gewerbliche Investoren sei ein funktionierender Wohnungsmarkt undenkbar, zeigt sich
der Fachverbandsobmann überzeugt. Es sei auch nicht zielführend, wenn diese Investoren durch eine seit
Jahren geführte Diskussion um ein neues Mietrecht, mit negativen Folgen für Vermieter, nachhaltig davon
abgehalten werden, in Österreich in Wohnimmobilien zu investieren. „Wir brauchen mehr Investitionsanreize,
sowohl im Bereich Sanierung als auch im Neubau“, fordert Edlauer von der künftigen Regierung. „Dies würde
nicht nur dazu führen, dass durch vermehrtes Angebot die Mieten konstant gehalten werden können, sondern
hätte auch erhebliche, positive Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft. Maßnahmen, die in Kombination
mit einem modernen Baurecht und der Reduzierung von teuren Baunormen zu einer Entlastung für die Wohnungsnutzer
führen sollen, aber gleichzeitig positive Effekte für den Arbeitsmarkt haben“, hält Edlauer fest.
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Die Statistik Austria zum obigem Beitrag der Wirtschaftskammer Österreich:
Sehr geehrter Herr Mag. Edlauer,
wie wir der OTS-Meldung „Aktueller Immobilienpreisspiegel 2017 der WKÖ- Immobilientreuhänder präsentiert“
vom 7. Juni 2017 entnehmen durften, reagierten Sie „erstaunt und irritiert“ auf die von Statistik Austria veröffentlichten
Daten zu Mietpreissteigerungen. Sie kritisieren, Statistik Austria würde „Äpfel mit Birnen vergleichen“,
und begründen das damit, dass in unseren Berechnungen die Betriebskosten enthalten wären, wohingegen
„für eine korrekte Darstellung der Mietentwicklung aber die Nettohauptmietzinsen (sic!) herangezogen werden
müssten“. Als Preissteigerung für den Zeitraum 2012 bis 2016 österreichweit weisen Sie 7,4 Prozent
innerhalb von fünf Jahren aus.
Haben Sie die Pressemitteilung von Statistik Austria eigentlich gelesen, bevor Sie dieses Statement abgaben? Vermutlich
nicht. Sonst wäre Ihnen möglicherweise aufgefallen, dass Statistik Austria sowohl die Miete inklusive
Betriebskosten als auch die Nettomiete (Miete ohne Betriebskosten) darstellt. Die Nettomiete stieg zwischen 2012
und 2016 – im Unterschied zu Ihren Ausführungen - stärker als die Miete inklusive Betriebskosten, nämlich
um +16,8 Prozent (Hauptmietwohnungen insgesamt) bzw. um +18,9 Prozent (private Hauptmietwohnungen).
Missverständnisse können vorkommen, Unterstellungen medial zu verbreiten, halten wir hingegen für
entbehrlich und die dabei gewählte Tonalität für unangemessen. Vielleicht ließen sich Missverständnisse
und Unterstellungen vor der nächsten Aussendung durch Lektüre unserer Pressemitteilung vermeiden.
Mag. Beatrix Tomaschek
BUNDESANSTALT STATISTIK ÖSTERREICH
Medien- und Informationspolitik
http://www.statistik.at
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