Eröffnung durch die Präsidenten Blecha und Korosec – Großer Redoutensaal bildet
feierlichen Rahmen
Wien (seniorenrat) - Am 14. November wurde im Parlament in der Hofburg die 11. ordentliche Vollversammlung
des Österreichischen Seniorenrates eröffnet. Zahlreiche hohe Ehrengäste, 116 Delegierte sowie rund
40 Gastdelegierte folgten der Einladung und konnten feierlich begrüßt werden.
Besonderen Dank sprachen die Präsidenten Karl Blecha und Ingrid Korosec in ihren Eröffnungsworten der
Präsidentin des Nationalrates Elisabeth Köstinger aus, die die Begrüßung
vornahm.
Eröffnungs-Statement Präsident Karl Blecha
"Der Österreichische Seniorenrat ist Teil der Sozialpartnerschaft. Die Sozialpartnerschaft ist wesentlicher
Teil der Erfolgsgeschichte Österreichs. Ohne Sozialpartnerschaft gäbe es keinen sozialen Frieden in unserem
Land. Wer die Sozialpartnerschaft abschaffen will oder schwächen, schafft den sozialen Frieden ab! Und davon
wären wohl auch wir Ältere negativ betroffen. Die Sozialpartnerschaft muss gestärkt werden denn
wir brauchen sie in Zukunft mehr denn je, auch wir Pensionistinnen und Pensionisten!"
Zum Thema Pensionen erklärte der Präsident des Pensionistenverbandes als die stärkste im Seniorenrat
vertretene Organisation, „dass unter dem irreführenden Wort ‚Reform‘ vorgebrachten Vorschläge in der
Regel auf Einschränkungen, Kürzungen, Verschlechterungen hinauszielen. Wir werden unsere Stimme erheben
und alle jene zurückweisen, die glauben unser bewährtes und sicheres Pensionssystem kaputt machen zu
können. Wir haben bewiesen, dass wir laufend zu sinnvollen Adaptierungen bei den Pensionen bereit sind – Stichwort
Pensionskonto. Ich kann die Platte von der Unfinanzierbarkeit der Pensionen schon nicht mehr hören! Jahr für
Jahr geben wir für die Pensionen weniger aus, als alle Prognosen vorhersagen, als im Budget dafür eigentlich
vorgesehen ist. Die Ausgaben für die Pensionen sind kein Defizit, sind keine Schulden! Es geht heute um die
Wertsicherung der Pensionen als Grundrecht auf Alterssicherung, das verfassungsrechtlich zu schützen ist.
Aufgrund der Ausdehnung der Berechnungsgrundlage auf lebenslange Durchrechnung geht es in Zukunft darum, Altersarmut
zu verhindern! Unsere Forderung: Jene 10 Jahre mit dem geringsten Einkommen, sollen nicht für die künftige
Pensionsberechnung zu Grunde gelegt werden."
Blecha weiter: „Die Arbeitswelt wird sich durch die Digitalisierung grundlegend ändern. Sie wird sich aber
auch zu einer altersgerechten Arbeitswelt ändern müssen. Mit Arbeitsplätzen, die nicht krank machen!
Nur dadurch erreichen wir, dass die Menschen auch tatsächlich länger arbeiten können und erreichen
dadurch, dass das faktische Pensions-Antrittsalter auch tatsächlich steigt. Wir brauchen keine Pensionsreform,
sondern eine Arbeitswelt-Reform. Schluss mit dem Hinausmobben und Hinausdrängen älterer Beschäftigte
aus dem Arbeitsmarkt – und das gilt sowohl für die Privatwirtschaft wie für den öffentlichen Bereich.
Wir spüren aktuell durch die brummende Wirtschaft eine Entspannung bei der Arbeitslosenrate, die allerdings
eine Gruppe nicht erreicht: die älteren, lange Arbeit Suchenden. Dafür hat die derzeit noch im Amt befindliche
Bundesregierung ein spezielles Jobprogramm, die sogenannte Aktion 20.000 beschlossen, die sich gerade in der Pilotphase
befindet. Ich warne davor, dieses Programm zu beenden, noch bevor es richtig gestartet wurde!"
Blecha dankte allen Pensionistenvertretern für ihre engagierte Tätigkeit „im Sinne derer, denen wir verpflichtet
sind. Besonders danke ich meinem langen Weggefährten im Seniorenrat, dem früheren Präsidenten Andreas
Khol für die langjährige gute Zusammenarbeit“.
Eröffnungs-Statement Präsidentin Ingrid Korosec
„Der Österreichische Seniorenrat ist Sozialpartner der österreichischen Seniorinnen und Senioren. Er
ist den gesetzlichen Interessenvertretungen der Dienstnehmer, der Wirtschaftstreibenden und der Landwirte gleichgestellt.
Diese Formulierung soll in Zukunft auch gesetzlich verankert werden und ich erwarte mir, dass der Österreichische
Seniorenrat in der Praxis dann von allen übrigen Sozialpartnern auch entsprechend anerkannt wird“, stellte
Korosec klar.
Die Präsidentin legte auch ein Bekenntnis zu einem erfolgreichen Miteinander der Generationen ab. „Für
mich ist es ganz selbstverständlich, dass der Zusammenhalt einer Gesellschaft in der Solidarität zwischen
den Jüngeren und den Älteren liegt." Nur so seien die Herausforderungen der kommenden Jahre zu bewältigen.
„Die Abschaffung der Pensionsbeiträge für Erwerbstätige, die bereits eine Alterspension erhalten,
ist für mich ein besonders wichtiges Anliegen. Dies wäre eine wesentliche finanzielle Erleichterung,
die sich für den Einzelnen rechnet und ist auch gesamtwirtschaftlich gesehen vielversprechend. Leider ist
diese Forderung noch nicht im Leitantrag enthalten, für eine rasche Umsetzung werde ich aber kämpfen“,
stellt Korosec klar.
Im Bereich der Pflege - einem der zentralen Punkte des Leitantrages - hob Korosec die verstärkte Förderung
von pflegenden Angehörigen sowohl in finanzieller als auch ideeller Hinsicht hervor. Diese Unterstützung
ist gerade im Hinblick auf den Wunsch von 90 % aller Menschen wichtig, daheim statt im Heim gepflegt und betreut
zu werden. Zusätzlich ist eine noch stärkere Förderung der mobilen Pflege sowie ein Ausbau der finanziellen
Unterstützung bei der 24-Stunden-Betreuung notwendig.
Auch forderte Korosec das „klare Bekenntnis der Steuerfinanzierung und die langfristige Sicherstellung der Finanzierung
durch den Pflegefonds“. Nicht zuletzt müsse auch das Pflegegeld jährlich an die steigenden Kosten angepasst
werden.
Vor den rund 180 Teilnehmern werden im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung für die Sozialpartner zu Wort
kommen: Bundesjugend-Vorsitzender Christian Zoll, Landwirtschaftskammer-Präsident Ing. Hermann Schultes, für
den Gewerkschaftsbund der Vorsitzender der Gewerkschaft Bau Holz Abg z NR Josef Muchitsch und Wirtschaftskammer-
Vizepräsident KR DI Dr. Richard Schenz.
Die Reden von Sozialminister Alois Stöger sowie Vizekanzler Dr. Wolfgang Brandstetter als Vertreter der Bundesregierung
bildeten den Höhepunkt des Vormittags. Für den Nachmittag stehen dann u.a. die Wahlen und die Behandlung
der Anträge auf der Tagesordnung.
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