Branchenkongress der E-Wirtschaft
 definiert Leitlinien der Energiezukunft

 

erstellt am
20. 09. 18
13:00 MEZ

Bundesregierung sieht E-Wirtschaft als wichtigen Partner bei der Energiewende
Pamhagen/Wien (österreichs ernergie) - Einen Fahrplan, der aufzeigt, wie Österreich seine Energieziele bis 2030 erreichen kann, legte Oesterreichs Energie, die Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft, am 19. September anlässlich des Branchenkongresses im burgenländischen Pamhagen vor. Die E-Wirtschaft geht von einem Stromverbrauchsanstieg in Österreich bis zum Jahr 2030 von 65 auf 88 Terawattstunden (TWh) aus, erklärte Oesterreichs Energie-Präsident Leonhard Schitter. Dabei sind sowohl das Bevölkerungswachstum als auch die E-Mobilität schon mitberücksichtigt.

2030 soll der heimische Stromverbrauch laut der Klima- und Energiestrategie #mission2030 – übers Jahr gerechnet – zur Gänze mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. Den größten Teil davon wird weiterhin die Wasserkraft bestreiten. Insgesamt soll die heimische Erzeugungskapazität bis in zwölf Jahren um rund 30 TWh ausgebaut werden. Dabei sollen 6 bis 8 TWh an Wasserkraft dazukommen, 15 TWh an Windenergie und 14 TWh aus Photovoltaik. 2016, als der Stromverbrauch (samt Nettostromimporten) 72,8 TWh betragen hatte, stammten von der Inlandserzeugung an “sauberem Strom” 40,8 TWh aus Wasserkraft, erst 5,4 TWh aus Windkraft und gar nur 1,1 TWh aus Photovoltaik. Dafür müssen rasch die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Oesterreichs Energie in einem „Fahrplan 2030“ definiert hat. Dazu gehören Investitionssicherheit, schnellere Genehmigungsverfahren, ein zukunftssicheres neues Tarifsystem und eine neue marktgerechte Ökostromförderung. Wichtigste Voraussetzung bei allem, so Schitter: Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit.

Mit dem für 2020 geplanten Energiegesetz soll die Förderung von Ökostrom auf neue Beine gestellt werden – es soll auf marktgerechte Anreize umgestellt werden, erinnerte der Präsident von Oesterreichs Energie. Dabei sollen künftig bestimmte Kontingente an Wasser- und Windkraft, Photovoltaik und Biomasse ausgeschrieben werden, “zu einem Preis, der auch den Marktpreis inkludiert”. Das sei die sinnvollste Möglichkeit, um die erneuerbaren Energien noch stärker in den Markt zu bringen. Dabei solle der Wettbewerb abgebildet werden, es solle für alle die gleichen Bedingungen geben.

Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus definierte die Marschrichtung der Politik: Österreich verfolge drei energiepolitische Prioritäten: erstens den Abschluss des „Clean Energy for all Europeans“-Pakets, zweitens das Herausstreichen technischer Innovation als Schlüsselthema bei der Vollendung der Energieunion und drittens die Stärkung des Dialogs über die Grenzen der Mitgliedsstaaten hinweg. Österreich will die Energiewende als Chance für die Stärkung wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit nutzen. Die integrierte Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung, ziele darauf ab, den Strombedarf Österreichs ab 2030 zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien zu decken. Ausdrücklich bekannte sich Köstinger dazu, dass die Energiewende auch eine „Mobilitäts- und Wärmewende“ sein müsse. Gemeinsam mit den Bundesländern werde deshalb eine „Wärmestrategie“ für die Kunden von den Haushalten bis zur Industrie erarbeitet. Ebenfalls in Erarbeitung ist ein neues Förderregime für erneuerbare Energien. Dazu wird es laut Köstinger ein Erneuerbare-Ausbau-Gesetz (EAG) geben, das den Fokus auf Marktprämien und Investitionsförderungen legt. Diesbezüglich komme die Bundesregierung den Wünschen von Oesterreichs Energie entgegen, sagte Köstinger. Die Eckpfeiler des Gesetzes sollen noch heuer beschlossen werden, der Beschluss des Gesetzes selbst ist für 2020 vorgesehen.

Im Gespräch waren sich Köstinger und Schitter in vielen Themen einig: Die Rahmenbedingungen für die Energiewende müssen verbessert werden. Die Genehmigungsverfahren sind zu beschleunigen, bürokratische Hürden abzubauen. Die Bundesregierung wolle Österreich als Wirtschaftsstandort attraktiver machen und hinderliche „bürokratische Fesseln lösen“.

Josef Plank, Generalsekretär des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus, erklärte, Österreichs EU-Ratspräsidentschaft stehe unter dem Motto „Ein Europa, das schützt“. Dabei gehe es nicht zuletzt um den Schutz vor den Gefahren durch den Klimawandel. Plank zeigte sich optimistisch, das „Clean Energy“-Paket bis Jahresende finalisieren zu können. Die bulgarische Ratspräsidentschaft habe bereits wichtige Arbeiten geleistet. Europa müsse weiterhin ein „Vorreiter“ hinsichtlich der Energiewende sein und der übrigen Welt deren Machbarkeit demonstrieren. Kristian Ruby, der Generalsekretär des europäischen Elektrizitätswirtschaftsverbandes Eurelectric, bezeichnete die Ziele der EU ebenfalls als herausfordernd, aber erreichbar. Die Elektrizitätswirtschaft sei auf gutem Wege, andere Sektoren wie der Verkehr müssten jedoch ebenfalls ihren Beitrag leisten. Ähnlich argumentierte Johannes Kempmann, der ehemalige Präsident des deutschen Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft und Technische Geschäftsführer der Städtischen Werke Magdeburg. Wichtig sei, die Ziele mittels Marktmechanismen zu erreichen.

Dazu bekannte sich auch der Generaldirektor von Verbund, Wolfgang Anzengruber. Um die Ziele zu erreichen, bedürfe es massiver Investitionen: „Und die Signale dafür müssen vom Markt kommen, nicht von der Regulierung.“ Technisch gesehen, gelte es, auf die Sektorkopplung zu setzen und Strom verstärkt in den Sektoren Verkehr und Raumwärme einzusetzen.

Markus Beyrer, Generaldirektor des europäischen Industrieverbandes BusinessEurope, konstatierte, er hoffe, die Ziele der EU seien erreichbar. Allerdings müsse stets auf die Kosten geachtet werden. Auch gelte es, die Rolle Europas in der Klimapolitik nicht zu überschätzen. Dessen Anteil an den globalen Emissionen werde in den kommenden Jahren auf rund fünf Prozent sinken.

In insgesamt vier parallelen Diskussions-Sessions diskutierten die Kongressteilnehmer aktuelle Fragen des Sektors, darunter der europäische Weg in die Energiezukunft, Fragen der Digitalisierung, die Anforderungen an die Infrastruktur der Zukunft sowie Speicher und Sektorkopplung. Am Kongress von Oesterreichs Energie nehmen rund 580 Personen teil, darunter die Energie-Attaches sämtlicher EU-Mitgliedsstaaten. Die Veranstaltung ist Teil des Programms der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft im 2. Halbjahr 2018. Am zweiten Kongresstag werden noch die Themen E-Mobilität, Energiemarkt, der Konsument der Zukunft sowie die Kommunikation der Energiezukunft.

 

 

 

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