"Selbstbewusstsein mit Bekenntnis zur eigenständigen Nation"
Wien (bka) - "Der 12. November 1918 war für Österreich einer der größten Wendepunkte
unserer Geschichte. Von da an konnte das Volk selbst bestimmen. Mit der Ersten Republik wurde auch die Nation Österreich
geboren", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz am 12. November beim Staatsakt anlässlich der 100.
Wiederkehr des Jahrestages der Gründung der Republik. "Geboren in Angst, Hunger und Selbstzweifel, wurde
die Republik nachträglich oft als das Kind, das keiner wollte, bezeichnet. Nach einer kurzen Phase des Aufschwungs
begann die Zeit der politischen Extreme. Auf die Gewalt der Worte folgte die Gewalt der Taten", die zu Gewalt,
Krieg und den unfassbaren Schrecken der Shoah führten, wie Sebastian Kurz bei der Feierstunde in der Wiener
Staatsoper betonte.
Einheit wahren – Frieden und Wohlstand sichern
"Erst mit Gründung der Zweiten Republik ist es gelungen, die Einheit Österreichs zu wahren und
langfristig Frieden und Wohlstand zu sichern. Mit der Unabhängigkeit konnte unser Land seinen beispielhaften
Erfolgsweg der letzten Jahrzehnte beschreiten", so der Bundeskanzler. Mit dem Bekenntnis zur eigenständigen
Nation habe Österreich ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln können, das uns heute auch "viel
geliebtes Österreich" aus ganzem Herzen sagen lasse. "Jede Generation muss sich immer wieder aufs
Neue Frieden, Freiheit und Wohlstand erkämpfen. Und auch unsere Demokratie und unser liberaler Rechtsstaat
müssen immer wieder aufs Neue geschützt werden. All das kann nur gemeinsam funktionieren", erklärte
Sebastian Kurz. Jeder habe das gleiche Recht auf seine eigene Meinung. Die politische Auseinandersetzung solle
aber stets in einem respektvollen Ton stattfinden. Denn Demokratie würde zweifelsohne unterschiedliche Meinungen
aushalten.
Dank an Gäste aus Israel
"100 Jahre nach der Gründung der Republik haben wir endlich einen ehrlichen Blick auf die eigene
Geschichte. Viel zu lange haben wir uns mit den dunklen Zeiten schwer getan, uns die Mitverantwortung an den schrecklichen
Verbrechen des Nationalsozialismus einzugestehen", blickte der Bundeskanzler auf seine Gespräche mit
Alt-Österreichern in Israel zurück: "Trotz all dem, was die Menschen erlebt haben, haben mir einige
gesagt, dass es ihr größter Herzenswunsch ist, einmal wieder nach Österreich zurückzukehren.
Ich danke Ihnen, dass Sie in diesen Tagen unserer Einladung gefolgt sind. Sie erweisen uns eine Ehre, indem Sie
mit uns feiern. Ich schließe umso entschlossener mit den Worten: 'Viel geliebtes Österreich!''.
Vielfalt an Stimmen und Engagement
Vizekanzler Heinz-Christian Strache bekräftigte ebenso wie der Bundespräsident, dass "die Freiheit
und Selbstbestimmung unseres Landes ein hohes Gut ist, das wir verteidigen müssen." Ebenso wie der Bundespräsident
betonte der Vizekanzler, dass das Verbindende stets vor das Trennende zu stellen sei. Es müsse aufeinander
zugegangen werden, der Umgang miteinander müsse dauerhaft von gegenseitigem Respekt geprägt sein. Nationalratspräsident
Wolfgang Sobotka strich hervor, dass der 12. November 1918 den Beginn der Selbstfindung einer eigenständigen
Nation markiere. "Dieser Tag war für Österreich Abschluss und Anfang zugleich – der Abschluss der
Monarchie und der Anfang der Republik." Der Mut der Verantwortlichen, an diesem Tag die Republik aus der Taufe
zu heben, sei ein Grund dafür, warum der 12. November für Österreich einen Freudentag darstelle.
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