Wien (rk) - Nach Japan und Wien ist seit Montag (03. 03.) die Hauptstadt Polens Ort
der von der Wiener Stadt- und Landesbibliothek zusammengestellten Schau "Plakate aus Wien", die mit 130
Plakaten aus der Zeit zwischen 1895 und 2003 das besondere Wirken der oftmals künstlerisch hervorragend ausgearbeiteten
Plakate im öffentlichen Raum thematisiert. Die Ausstellung, die unter Anwesenheit der Wiener Plakatkünstler
Kornelius Tarmann, Stefan Weber (Mitglied der Musikgruppe "Drahdiwaberl"), Leszek Wisniewski und Maria-Anna
Friedl eröffnet wurde, ist in Warschau bis 30. März zu sehen. Die Ausstellung verdankt sich einer Kooperation
der Wiener Stadt- und Landesbibliothek und dem Plakatmuseum von Warschau, in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen
Kulturforum Warschau.
Wien als "Metropole des Plakats"
Bereits auf den frühesten fotografischen Aufnahmen Wiener Stadtszenen bezeugen die an allen nur erdenklichen
Flächen und Säulen angebrachten Plakate deren einzigartigen Stellenwert als urbanes Informationsmedium.
Kaum wo sonst waren auch in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts gesellschaftliche Vorgänge in diesem Ausmaß
auf den Strassen ablesbar - die kulturelle Avantgarde des fin de siècle ebenso wie das Elend der Wiener
Bevölkerung nach dem 1. Weltkrieg, die Etablierung österreichischer Unternehmen in den 1920er Jahren
ebenso, wie das harte Ringen um die politische Vorherrschaft in der 1. Republik.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden von der städtischen Verwaltung eigens Plakatwände um die von Bomben ins
Stadtbild gerissenen Lücken errichtet, auf denen die alliierten Mächte um die politische und kulturelle
Vorherrschaft nicht nur im geteilten Wien wetteiferten, die wieder entstandenen politischen Parteien ihre Programme
bewarben und das kulturelle Leben im befreiten Wien auf sich aufmerksam machte.
Die Baulücken waren bald wieder geschlossen, die Plakatwände blieben. An anderen Stellen errichtet, wurden
sie nunmehr zu einem Zeugnis von Prosperität und steigendem Lebensstandard in der 2. Republik.
Wiener Plakatsammlung "hütet" um die 180.000 Exemplare
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass seitens der Verwaltung der Stadt Wien bereits früh
die Initiative ergriffen wurde, diese papierenen Dokumente einer sich selbst bezeugenden Konsum- und Kulturrealität
so vollständig wie möglich aufzubewahren. So kam es bereits 1923 zur Gründung der Plakatsammlung
der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, in der bis heute systematisch und so vollständig wie möglich
die in Wien verbreiteten Plakate gesammelt werden. Derzeit hat sie einen Umfang von ca. 180.000 Exemplaren und
zählt damit zu den größten und wichtigsten einschlägigen Kollektionen überhaupt; betreffend
die umfangreiche Dokumentation des Plakatwesens einer einzelnen Stadt ist sie vermutlich weltweit einzigartig.
Nächster Ausstellungsort wird Prag sein, wo die Schau ab Anfang April gezeigt werden wird. |