Konjunkturflaute im Gewerbe
Geschäftslage hat sich im 3. Quartal 2001 in allen Branchen und Bundesländern
verschlechtert - Aufwärtsentwicklung des Vorjahres gestoppt
Wien (pwk) - "Die kleinen und mittleren Betriebe waren im III. Quartal 2001 mit einer zum Teil
deutlichen Abkühlung der Konjunktur konfrontiert", beschrieb Georg Toifl, Obmann der Bundessektion Gewerbe,
Handwerk, Dienstleistung, die aktuelle Konjunktursituation im heimischen Mittelstand bei einer Pressekonferenz.
Laut einer Umfrage des Österreichischen Instituts für Gewerbe- und Handelsforschung (IfGH) beurteilen
die Unternehmen ihre Geschäftslage, die Auftragsbestände und die Umsatzentwicklung deutlich schlechter
als noch vor einem Jahr.
Die gesamtwirtschaftliche Konjunkturdelle hat demnach das Gewerbe unerwartet früh getroffen. Betroffen sind
nahezu alle Branchen, Bundesländer und Betriebsgrößen. Vor allem der Einbruch im Baugewerbe wird
in der näheren Zukunft negative Auswirkungen auch auf andere Bereiche haben. Erfahrungsgemäß verschlechtert
sich die Situation in den Bauneben- und Bauhilfsgewerben aber auch in anderen Branchen erst mit einiger zeitlicher
Verzögerung. Angesichts der derzeitigen schlechten Ausgangssituation, stehen insbesondere die baunahen Branchen
vor einem trüben Herbst.
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der Betriebe, der die Geschäftslage im III. Quartal mit „gut“ bewertet,
von 28 % auf 22 % gesunken, während jener mit schlechter Beurteilung von 14 % auf 23 % gestiegen ist. 55 %
der Unternehmen (Vorjahr: 58 %) melden eine saisonübliche Entwicklung.
In Vorarlberg, Salzburg, Kärnten, der Steiermark und in Wien hat sich die Stimmung am stärksten verschlechtert.
In Tirol, im Burgenland und in Niederösterreich wird die Geschäftslage immerhin etwas besser beurteilt
als im Österreichdurchschnitt, in Oberösterreich deutlich besser.
In den investitionsgüternahen Gewerbe-, Handwerks- und Dienstleistungsbranchen ist der durchschnittliche Auftragsbestand
im III. Quartal von 13,1 Wochen im Vorjahr auf 11,7 Wochen gesunken. Das entspricht einem Rückgang von 11
% und bedeutet den niedrigsten Wert seit 1994. Die leichte Erholung im Vorjahr fand damit keine Fortsetzung. Verglichen
mit 1994 melden die Betriebe rd. ein Viertel weniger Auftragsbestand. Von der insgesamt negativen Entwicklung sind
vor allem die Metallbereiche wie Schlosser, Schmiede, Elektrotechnik etc. betroffen. Lediglich in der Werbung/Marktkommunikation
und bei den Datenverarbeitern ist der Auftragsbestand knapp positiv.
Mit 1,6 Wochen bzw. 14,1 % haben auch die durchschnittlichen Anteile öffentlicher Aufträge am Gesamtauftragsbestand
ein historisches Tief erreicht. Im Vergleich zum III. Quartal des Vorjahres sind die öffentlichen Auftragsanteile
(gemessen in Wochen) um 13 % gesunken; verglichen mit 1994 sind sie halbiert. Die stärksten Rückgänge
melden burgenländische, Tiroler und Kärntner Betriebe. In Salzburg und Oberösterreich stagnieren
die öffentlichen Auftragsanteile auf relativ niedrigem Niveau.
In den konsumnahen Branchen fand die seit 1997 feststellbare Erholung ein jähes Ende. Im Vergleich zum Vorjahr
ist der Anteil der Betriebe mit Umsatzsteigerungen von 18 % auf 15 % gesunken, der Anteil der Betriebe mit Umsatzeinbußen
hingegen von 20 % auf 25 % gestiegen. 60 % (Vorjahr: 62 %) geben für das III. Quartal stagnierende Umsätze
an. Die Textilreiniger und das Bekleidungsgewerbe verzeichnen immerhin eine relative Verbesserung. Das heißt,
per Saldo ist die Umsatzentwicklung zwar weiterhin negativ, jedoch weniger ungünstig als im Vorjahr. In allen
anderen Branchen hat sich die Situation verschlechtert, besonders dramatisch bei den Kfz-Technikern.
Für das IV. Quartal sind die Erwartungen der Unternehmer deutlich zurückhaltender als im Vorjahr. In
den investitionsgüternahen Branchen ist der Anteil der Optimisten im Vergleich zum Vorjahr von 21 % auf 17
% gesunken, während der Anteil der Pessimisten von 11 % auf 17 % gestiegen ist. 66 % (Vorjahr: 68 %) rechnen
mit gleichbleibenden Auftragseingängen im IV. Quartal. Zunehmend skeptisch in Bezug auf die künftige
Auftragslage sind vor allem das Baugewerbe und die Sektoren Chemie/Kunststoff sowie Metall/Elektro.
In den konsumnahen Branchen hoffen 20 % der Betriebe (Vorjahr: 24 %) auf steigende Umsätze, 17 % (Vorjahr:
14 %) befürchten Umsatzeinbußen, 63 % (Vorjahr: 62 %) erwarten eine Stagnation. Vor allem bei den Kfz-Technikern
ist der Anteil der Pessimisten dramatisch gestiegen.
"Trotz negativer Entwicklung und eher tristen Zukunftsaussichten, rechnen wir im Bereich Gewerbe, Handwerk,
Dienstleistung insgesamt nicht mit negativen Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation", betonte Helmut
Heindl, Geschäftsführer der Sektion/Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer. Im Gegenteil,
die Unternehmerinnen und Unternehmer planen, im IV. Quartal die Zahl der Beschäftigten um 0,5 % zu erhöhen.
In diesem Gesamtdurchschnitt werden allerdings branchenspezifische Unterschiede nicht deutlich. Während von
den Sektoren Holz, Metall/Elektro, Chemie/Kunststoff, Textil/Bekleidung, Persönliche Dienstleistungen und
Wirtschaftsdienstleistungen Personalbedarf gemeldet wird, sind im Baugewerbe, in den baunahen Branchen und in den
Sektoren Nahrung/Genussmittel sowie Druck/Papier Arbeitsplätze gefährdet.
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