Goldenes Ehrenzeichen für Gert Voss
Wien (RK). Gert Voss erhielt am Donnerstag im Wiener Rathaus das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste
um das Land Wien". Die Laudatio hielt die Journalistin und Theaterkritikerin Karin Kathrein, die Verleihung
nahm Kulturstadtrat Andreas Mailath- Pokorny vor.****
Gert Voss gilt heute als bedeutendster deutscher Schauspieler, betonte Mailath-Pokorny. Gert Voss habe sich in
Wien zu einem "Theaterereignis" entwickelt, er habe Spuren hinterlassen, viele Erinnerungen und Bilder.
Das anspruchsvolle Wiener Theaterpublikum habe von Gert viel erwartet und mehr bekommen. Die heutige Auszeichnung
sei ein Dank für die vielen unvergesslichen Theaterabende, die Gert Voss dem Wiener Publikum geschenkt habe.
Spielen sei für Gert Voss eine Abenteuerreise ins Unergründliche, so Karin Kathrein in ihrer Laudatio.
Jede Figur, die Gert Voss spielt, habe eine eigene Sprache, einen eigenen Gang, ja sogar ein eigenes Gesicht. Er
stelle aber die Menschen nie bloß, sondern belässt ihnen ihr Geheimnis.
In seinen Dankesworten sagte Gert Voss, er sei "eine Pflanze, die in Wien lange Wurzeln geschlagen hat".
Nach zwei Jahren Abwesenheit sei er nach Wien heimgekehrt. In Wien schlage ein riesiges Theaterherz, denn in keiner
anderen Stadt wird das Theater so geliebt wie in Wien. Die Auszeichnung sei eine Ermutigung und eine Herausforderung,
Menschen auf Menschen neugierig zu machen. "Es lebe das Theater gegen die Denkfaulheit und die Schnelllebigkeit",
schloss Voss seine Rede.
Gert Voss gilt als der beste deutsche Schauspieler der Gegenwart. Er wurde 1941 in Shanghai als Sohn eines Kaufmannes
geboren. Im Alter von sechs Jahren kehrte er mit seiner Familie nach Deutschland , wo schon während
der Schulzeit sein schauspielerisches Talent auffiel. Nach seiner Schauspielausbildung bei Ellen Mahlke in München
erhielt er erste Engagements in Konstanz, Braunschweig und München, bevor er in Stuttgart und Bochum in Inszenierungen
von Alfred Kirchner und Claus Peymann auf sich aufmerksam machte.
1986 kam er mit Claus Peymann nach Wien, wo er als Richard III einen fulminanten Einstand am Wiener Burgtheater
gab. Seither feierte er triumphale Erfolge in Klassikern und Stücken von zeitgenössischen Autoren. Besonders
als Shakespeare-Darsteller beeindruckte er das anspruchsvolle Wiener Theaterpublikum - als "Prospero"
im "Sturm", als Shylock im "Kaufmann von Venedig", als "Othello" und als "Macbeth".
1993 verließ er Wien für zwei Jahre und ging zum Berliner Ensemble und zur Schaubühne. Mit Taboris
"Ballade vom Wiener Schnitzel" kehrte er wieder auf die ans Burgtheaters . In der Folge stand
er in Stücken von Beckett, Turrini, Handke und Bernhard auf der Bühne.
In Wien arbeitete Gert Voss mit den besten Regisseuren zusammen; vor allem George Tabori und Peter Zadek waren
für seine schauspielerische Entwicklung von Bedeutung.
Die "Ausnahmeerscheinung" Gert Voss zeigt sich auch in den zahlreichen Auszeichnungen, die ihm verliehen
wurden: Er war siebenmal Schauspieler des Jahres und er erhielt unter anderen die Kainz-Medaille, den Fritz-Kortner-Preis
und den Nestroy-Preis. Gert Voss ist mit der Dramaturgin Ursula Voss verheiratet, seine Tochter Grischka Voss,
ebenfalls dem Theater "verfallen", ist Mitglied des Berhard-Ensembles.
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