Zu den offiziellen Gratulanten zählten darüber hinaus Professor Dr. Stephen Hemenway, Direktor der
Hope College Vienna Summer School, und Sektionschef i.R. Mag. Leo Leitner, Obmann des Amerika-Institutes. Gemeinsamer
Tenor aller Reden war die völkerverbindende und friedensstiftende Bedeutung, Fremdsprachen zu erlernen und
mit dem Spracherwerb auch die Kulturen anderer Völker kennen, verstehen und damit respektieren zu lernen.
Das Amerika-Institut ist das älteste englischsprachige Schulungsinstitut Österreichs. Es wurde im Jahr
1926 als österreichisches Kulturinstitut von Paul L. Dengler gegründet und 1945, nach seiner Schließung
während des 2. Weltkrieges, wiedereröffnet. Zu den Gründungsmitgliedern zählen bekannte Persönlichkeiten
wie Anna Freud, Richard Strauss, Clemens v. Pirquet, Otto Gloeckel, Julius Wagner-Jauregg und Nicholas Murray Butler.
Ganz im Zeichen seiner Zielsetzung des kulturellen Austausches zwischen Österreich und den Vereinigten Staaten
von Amerika, besonders auf edukativem Gebiet, bietet das Amerika-Institut ein umfangreiches Programm an. Kulturelle
Veranstaltungen, Studienprogramme für amerikanische Colleges und Universitäten sowie Sprachkurse und
Seminare zählen dabei zu den vorrangigen Aufgaben des Institutes, wobei Schulungen in ganz Österreich
abgehalten werden.
Präsident Fischer erinnerte sich an seine eigenen Schul- und Universitätsjahre, in denen er einen lebendigen
Kontakt mit dem Amerika-Institut hatte, zumal dort zahlreiche englischsprachige Bücher, Magazine und Schallplatten
zur Verfügung standen. Er streifte dann kurz die Etappen der politischen Entwicklung Österreichs seit
1945 und schloss mit der Feststellung, dass die Situation in Österreich heute normal, die politische Lage
stabil und die ökonomische Entwicklung sehr gut seien.
Botschafterin Kathryn Hall ging vor allem auf die Bedeutung des gegenseitigen Kennenlernens und kulturellen Austausches
für die Entwicklung praktizierter Toleranz sowie des Respekts vor dem anderen ein. Gerade im Übergang
zu einem neuen Jahrhundert, in einer sich rapid ändernden Welt sei es notwendig, alle Anstrengungen zu unternehmen,
die Politik des Hasses zu überwinden, sagte Hall. Die Möglichkeit, sich Fremdsprachen anzueignen, mit
einem anderen Land, mit seiner Kultur und seinem gesellschaftlichen und politischen System in Kontakt zu kommen
und mit den eigenen Erfahrungen abzuwägen, mache uns fähig, die Welt so zu sehen, wie andere sie sehen,
und uns eventuell einzugestehen, dass andere etwas sehen, was wir übersehen haben, dass andere etwas vielleicht
genauer sehen. Auch Präsident Bush fühle sich dieser Bedeutung internationaler Bildung verpflichtet und
die Amerikanische Botschaft in Wien werde auch weiterhin Teil dieser Bemühungen sein, bekräftigte die
Botschafterin.
Unterschiedliche Sprachen müssen nicht unbedingt Entfremdung bedeuten. Gemeinsamkeit innerhalb von Mannigfaltigkeit
ist möglich. Diese Vision, die Stefan Zweig in seiner Novelle "Der Turm zu Babel" entwickelt hat,
habe auch das Amerika-Institut sowie die Hope College Vienna Summer School geleitet, sagte Stephen Hemenway in
seiner Ansprache. Als ein Beispiel für das Brückenschlagen zwischen Kulturen trotz bitterer persönlicher
Erfahrungen nannte Hemenway den Österreicher und Gründer der Hope's Vienna Summer School Dr. Paul Fried.
Dieser hatte seine gesamte Familie im Konzentrationslager verloren, aber anstatt in Verbitterung und Verzweiflung
zu verfallen, schaute er in die Zukunft und suchte vor allem für junge Menschen Möglichkeiten zu schaffen,
durch kulturellen Austausch Toleranz, Verständnis und Respekt für andere zu entwickeln.
Sprachliche Bildung trägt dazu bei, neue Perspektiven, Dimensionen und Horizonte zu erschließen und
Grenzen aufzubrechen, zeigte sich der ehemalige Sektionschef des Unterrichtsministeriums Leo Leitner überzeugt.
Das Amerika-Institut sei dieser Aufgabe gerecht geworden, indem es durch die Begegnung mit der Sprache eine Vermittlerrolle
zum gegenseitigen Kulturverständnis wahrgenommen habe. Leitner bedauerte, dass der Sprachunterricht heute
oft nur auf reine Sprachkenntnis reduziert werde und forderte, jede Bildung als eine individuelle und soziale Bildung
zu begreifen.
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