Debatte über Uni-Zugang  

erstellt am
15. 02. 06

Broukal: Chronologie einer Misere
Wien (sk) - "Der gestrige Vorschlag von Ministerin Gehrer zum Uni-Zugang ist eine weitere Etappe der sich bereits über Jahre ziehenden Uni-Misere", betonte SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal am Dienstag (14. 02.) gegenüber dem Pressedienst der SPÖ. "Was bleibt nach Monaten der Gehrerschen Tatenlosigkeit und der Geschichtsklitterung? Eine nicht mit der EU akkordierte Regelung und Zugangsbeschränkungen auch in nicht-medizinischen Fächern. Fortsetzung der Causa vor dem EuGH möglich."

Broukal erinnerte daran, dass ÖVP-Wissenschaftssprecherin Brinek noch im Juli 2005 ohne jegliches Bedauern den EuGH-Spruch verteidigt hatte und all jene, die Vorrang für österreichische Studierende forderten, als Anti-Europäer verunglimpfte. "Der große Meinungsumschwung in der ÖVP fand erst nach dem Inskriptionschaos statt, da kritisierten Kanzler Schüssel und NR-Präsident Khol plötzlich den EuGH", so Broukal. Dennoch habe es seitens der österreichischen Regierung keine ausreichenden Bemühungen gegeben, auf EU-Ebene und bilateral mit Deutschland zu einer Lösung zu kommen.

"Dafür haben die Regierungsparteien das EuGH-Urteil als Gelegenheit beim Schopf ergriffen und den freien Hochschulzugang zu Grabe getragen. Obwohl es auf Fächer wie BWL, Psychologie und Publizistik keinen Ansturm von NC-Flüchtlingen gab, wurden Zugangsbeschränkungen eingeführt", kritisiert der SPÖ-Wissenschaftssprecher. Zudem habe sich die Regierung geweigert, die Studienplätze aufzustocken und eine Quotenregelung einzuführen.

Gehrer setzt nur auf Prinzip Hoffnung
"Ein Jahr später, nachdem die Ministerin immer stärker unter Zugzwang gekommen ist, muss Gehrer dem Vorschlag der SPÖ folgen und erhöht die Medizin-Studienplätze um 20 Prozent", so Broukal. Bedauerlich sei allerdings, dass Gehrers Krisenmanagement immer noch nicht funktioniert und die Ministerin nach sechs Monaten Verhandlungen keine Zusicherung der EU-Kommission erreicht hat, dass die Quotenregelung vor den EU-Instanzen halten wird. "Wieder einmal setzt Gehrer allein auf das Prinzip Hoffnung - für eine Ministerin eine verantwortungslose Vorgangsweise", so der SPÖ-Wissenschaftssprecher abschließend.

 

Gehrer: Opposition soll junge Menschen nicht verunsichern
Große Studienauswahl vorhanden – Frauenquote im Universitätsbereich weiter erhöhen
Wien (övp-pk) - Auf einen Lehrenden an der Universität kommen im Schnitt 18 Studierende. "Wir liegen damit in der EU an der fünften und in der OECD an der neunten Stelle. Es ist uns ein Anliegen, dass die Studierenden optimal betreut werden", verwies Bildungsministerin Elisabeth Geher am Dienstag (14. 02.) im Wissenschaftsausschuss darauf, dass es nicht nur bei den Studierenden, sondern auch beim Budget einen Zuwachs gebe. So sei eine Steigerung von insgesamt 525 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren bei den Budgets vorgesehen. Dazu kämen noch weitere Mittel für Forschung und Infrastruktur.

Gehrer: "Die Zulassungsverfahren, die wir aufgrund des EUGH-Urteils ermöglicht haben, wurden nur in drei Fällen - Humanmedizin, Zahnmedizin und Veterinärmedizin - in Anspruch genommen." So gebe es beispielsweise in Biologie oder Molekularbiologie mehr Studierende. Dass es bei manchen Studienrichtungen wiederum weniger Studierende gebe, liege allerdings nicht an den Zulassungsverfahren, sondern daran, dass viele Studierende auch an Fachhochschulen gehen.

"Die Opposition soll die jungen Menschen nicht verunsichern. In Österreich gibt es eine große Auswahl an Studienmöglichkeiten. Nur in der Medizin wird aufgrund der tatsächlichen Störung der Homogenität des Bildungssystems eine Safeguard-Regelung notwendig sein. Wir haben aber die Studienplätze von 1.250 auf 1.500 de facto erhöht, nämlich für jene, die wirklich das Studium machen", so die Ministerin.

Die Erhöhung der Frauenquote stand heute ebenfalls im Mittelpunkt des Wissenschaftsausschusses, der unter anderem den Universitätsbericht 2005 behandelte. Es sei ein parteiübergreifendes Anliegen, die Frauenquote zu erhöhen. "Das muss in unserer aller Interesse sein. Daher wurde der Frauenförderung auch ein besonderer Rahmen gegeben; es wurden verschiedene Projekte ins Leben gerufen", verwies die Ministerin abschließend unter anderem auf das Anreizprogramm "excellentia" zur Erhöhung der Anzahl von Professorinnen an österreichischen Universitäten. Durch diese Unterstützung soll die Berufungspraxis an den Universitäten zugunsten von Frauen verbessert werden.

Die meisten der 21 Universitäten berücksichtigen Frauenförderung und Chancengleichheit in ihren strategischen Zielen, 18 Universitäten verfügen über einen universitätsspezifischen Frauenförderungsplan, 16 Universitäten haben eine spezifische Organisationseinheit eingerichtet, um die Aufgaben der Gleichstellung und Frauenförderung zu koordinieren, heißt es im Universitätsbericht.

 

 Grünewald: Gehrer lässt Parlament 6 aus 45 spielen
EU-Konformität hätte vor Präsentation abgeklärt sein müssen
Wien (grüne) - Kurt Grünewald, Wissenschaftssprecher der Grünen, kritisiert die Säumigkeit Ministerin Gehrers, den am Montag (13. 02.) präsentierten Vorschlag zur Neuregelung des Uni-Zugangs direkt mit der EU-Kommission abzustimmen. "Wir hätten uns erwartet, dass die EU-Konformität des vorgeschlagenen Modells in Gesprächen mit der EU-Kommission bereits im Vorfeld sichergestellt wird. So verlangt man, dass im Parlament 6 aus 45 gespielt wird, bis ein Gesetz irgendwann doch eu-konform ist", so Grünewald. Völlig unverständlich sei zudem, dass die Zugangsbeschränkungen in den fünf anderen betroffenen Studienrichtungen unverändert aufrecht erhalten werden. In jedem Fall fehle dem Vorschlag der Ministerin ein langfristiges strategisches Ziel. "Noch nie wurde in der gesamten Diskussion um den Uni-Zugang darüber geredet, wie viel Studierende Österreich eigentlich braucht, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Die Rektorenkonferenz hat einmal von 100.000 Studierenden gesprochen, die Österreich fehlen", so Grünewald.
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

     
Wissenschaftsausschuss beschließt Quotenregelung für Unizugang
Opposition: Quotenregelung nur für Medizin
Wien (pk) - Der Ausschuss für Wissenschaft und Forschung beschloss am Dienstag (14. 02.) mit den Stimmen der beiden Koalitionsparteien mehrheitlich eine Neuregelung des Universitätszugangs, vor allem im Bereich Medizin, die nach dem Urteil des EuGH notwendig geworden war. mehr >

 

Zum Thema:
Die Hochschulen im Widerstreit der Meinungen
Wissenschaftsausschuss behandelt Universitätsbericht
Wien (pk) - Die Mitglieder des Wissenschaftsausschusses setzten sich am Dienstag (14. 02.) in fünf Tagesordnungspunkten mit Aspekten der Lage an den Hochschulen auseinander. Zunächst befasste sich der Ausschuss mit dem Bericht des Akkreditierungsrates ( III-176 d.B.). mehr >
     
zurück