Debatte über Schwangerschaftsabbrüche   

erstellt am
05. 08. 11

Abtreibungen sollen in ganz Österreich in öffentlichen Spitälern möglich sein, fordert Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) im Interview in der am 04.08. erschienenen Ausgabe von NEWS – lesen Sie dazu auch Aussagen vom 03.08. und 04.08. >

 

Mitterlehner: Mut zum Kind machen
Familienminister Reinhold Mitterlehner sieht in SP-Minister Stögers jüngsten Vorstoß bei Abtreibungen ein falsches Signal. Ziel muss vielmehr sein, Mut zum Kind zu machen.
Wien (övp-pd) - Ein falsches Signal sieht Reinhold Mitterlehner in der Initiative von SPÖ-Gesundheitsminister Stöger, Abtreibungen künftig in allen öffentlichen Spitälern in allen Regionen Österreichs möglich zu machen. Ziel muss es vielmehr sein, Eltern bestmöglich zu unterstützen und so Mut zum Kind zu machen.

Aufwertung der Familie im Fokus
Es muss darum gehen, in Österreich ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Paare oder Mütter für die Geburt eines Kindes entscheiden. So wurde die Kinderbetreuung ausgebaut und mehrere Varianten beim Kinderbetreuungsgeld geschaffen.

Klar ist: Ein schwangerschaftsabbruch ist eine zutiefst persönliche Entscheidung - doch es sollte nur der letzte Ausweg sein. So gibt es in ganz Österreich rund 400 Einrichtungen, in denen umfassend über verschiedene Unterstützungen beraten wird.

Abtreibungen dürfen nicht zum Normalfall werden
Auch ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf spricht sich gegen Stögers Vorstoß aus. So ist es Aufgabe der Politik, entsprechende Rahmenbdingungen zu schaffen, gerade damit die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche so weit wie möglich verringert werden kann.

 

Moitzi: Volle Unterstützung für Stögers Pläne!
ÖVP will Frauenrecht auf Schwangerschaftsabbruch unterbinden
Wien (sjö) - Volle Unterstützung für den Vorstoß von Gesundheitsminister Alois Stöger, Schwangerschaftsabbrüche künftig in allen Bundesländern zu ermöglichen, kommt von der Sozialistischen Jugend. "Wer Ja zur Fristenlösung sagt, muss auch Ja zu Einrichtungen sagen, in denen Schwangerschaftsabbrüche professionell durchgeführt werden können", ist für SJÖ-Vorsitzendem Wolfgang Moitzi völlig klar. Harte Kritik übt SJ-Frauensprecherin Laura Schoch an der Argumentation der ÖVP: "Die Volkspartei glaubt offenbar, durch nicht vorhandenes Angebot an professionellen Schwangerschaftsabbrüchen würden mehr Jugendliche 'Ja zum Kind' sagen. Die Realität zeigt, dass Abtreibungsverbote nicht weniger Abtreibungen bedeuten, sondern nur mehr Frauen, die bei Abtreibungen ums Leben kommen."

"Die ÖVP will das Frauenrecht auf Abtreibung unterbinden. Wessen Aufgabe, wenn nicht die des Staates, soll es denn bitte sein, Schwangerschaftsabbrüche zu ermöglichen?", ärgern sich Moitzi und Schoch über den "mittelalterlichen Zugang" der ÖVP zur Thematik. Wer keine staatlichen Angebote schaffe, öffne illegalen Abtreibungskliniken ohne Gesundheitsstandards und Kontrolle Tür und Tor. "Ein Schwangerschaftsabbruch ist keine lustige Freizeitbeschäftigung, sondern bedeutet großes Leid und eine schwere Belastung. Der Staat muss in allen Bundesländern Einrichtungen schaffen, an die sich Frauen wenden können", betonen Moitzi und Schoch abschließend.

 

 Musiol: Mitterlehner und ÖVP sind noch nicht im 21. Jhdt. angekommen
Grüne unterstützen Stögers Vorstoß
Wien (grüne) - "Dass Familienminister Mitterlehner es als falsches Signal sieht, Frauen in allen Regionen Österreichs Abtreibungen in öffentlichen Krankenhäusern zu ermöglichen, zeigt die vorsintflutliche Haltung der ÖVP: Es gibt ein Gesetz dazu, nämlich die Fristenlösung und diese steht nicht zur Diskussion. Das bedeutet aber auch, dass es entsprechende Einrichtungen geben muss, die einen Schwangerschaftsabbruch ermöglichen", erklärt die Familiensprecherin der Grünen, Daniela Musiol und weiter: "Es muss im 21. Jahrhundert selbstverständlich sein, dass die notwendigen Institutionen vorhanden sind, wenn Frauen einen Abbruch vornehmen lassen. Aktuell ist es noch immer so, dass Frauen, die sich dafür entscheiden, weite Wege auf sich nehmen müssen, die eine massive Belastung und durchaus gesundheitsgefährdend sein können."

Unabhängig von der Abtreibungsdebatte ist es eine Verhöhnung von Jungfamilien, wenn Minister Mitterlehner behauptet, dass Österreich gute Voraussetzungen schafft um eine Familie zu gründen. "Nach wie vor gibt es keine ausreichenden Kinderbetreuungsplätze. 17,1 Prozent der Unter-Dreijährigen haben keinen Betreuungsplatz. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist daher noch immer in weiter Ferne", meint Musiol.

 

Dorner: Ärzte dürfen nicht zu Abtreibungen gezwungen werden
Ärztekammer: Keine Erpressung der Spitäler
Wien (öäk) - Der Vorstoß von Gesundheitsminister Alois Stöger, Schwangerschaftsabbrüche österreichweit in öffentlichen Spitälern zu ermöglichen, stößt beim Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer, Walter Dorner, auf Skepsis. Ärztinnen und Ärzte dürften auf keinen Fall gegen ihren Willen gezwungen werden, Abtreibungen vorzunehmen, hielt Dorner am Donnerstag in einer Aussendung fest.

"Es wäre ethisch fragwürdig, Ärzte gegen ihre Haltung zur Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen zu verpflichten", so der Ärztechef. Auch die Andeutung des Ministers, seine Forderung gegebenenfalls durch finanziellen Druck zu untermauern, stößt auf wenig Gegenliebe. Dorner: "Es ist bedenklich, die Spitalsreform und die damit verknüpften finanziellen Mittel an die Ermöglichung von Abtreibungen zu binden."
     

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