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64. Städtetag in Graz
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erstellt am
06. 06. 14
11.30 MEZ
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"Smart Urban Living: Meine Stadt - Mein LebensRAUM" – Bauen in Städten – Forderung
nach Reform des Finanzausgleichs – Friedliches Zusammenleben in Österreichs Städten und Gemeinden – Schulen
und Kommunen auf dem Weg zum gemeinsamen Lernen
Graz/Wien (rk) - Aufgeteilt auf fünf Arbeitskreise setzten die TeilnehmerInnen am 05.06. den 64. Österreichischen
Städtetag in Graz fort. Der dritte Arbeitskreis widmete sich dem Thema "Smart Urban Living: Meine Stadt
- Mein LebensRAUM". Es diskutierten namhafte Experten über die Siedlungsentwicklung in wachsenden Stadtregionen.
Problematisch seien vor allem das zunehmende Verkehrsaufkommen und die steigenden Wohnkosten in urbanen Gebieten
und wachsenden Stadtregionen, so der Tenor der Diskutanten. Andere Städte würden dagegen mit Abwanderung
und Schrumpfung kämpfen. Egal welche Vorzeichen - die Stadt steht ihren Bürgerinnen und Bürgern
gegenüber in der Verantwortung, ihnen trotz vielfältiger Herausforderungen das bestmögliche Umfeld
zu bieten.
Für die gastgebende Stadt Graz präsentierte der Smart City-Beauftragte Uwe Hoffer das Konzept eines "smarten"
neuen Stadtquartiers (Smart City Graz West), von dem erwartet wird, dass es diesen umfangreichen Ansprüchen
gerecht wird. Ein ambitionierter Versuch zu zeigen, was man aus der Vergangenheit gelernt hat.
Weißbuch für Innenstadtentwicklung
Mit eben dieser Vergangenheit haben wieder drei andere steierische Städte (Bruck an der Mur, Hartberg
und Bad Radkersburg) zu kämpfen, die sich in einem gemeinsamen Prozess der Aufgabe gestellt haben, auf Basis
der neuesten Methoden Masterpläne zur Belebung ihrer historischen Innenstädte zu entwickeln. Auf der
Basis der Erfahrungen aus diesem Projekte wurde schließlich ein Weißbuch für die Innenstadtentwicklung
erstellt und ebenfalls vorgestellt.
Auch die Vorsitzende des Arbeitskreises, Innsbrucks Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider, kommt aus einer
"smarten" Stadt: "Innsbruck muss schon aufgrund seiner Lage und seines begrenzten Raumes intelligente
und nachhaltige Maßnahmen treffen, die nicht immer jederfrau/mann erfreuen, aber der Allgemeinheit zu Gute
kommen - so wie zuletzt die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung."
Von "smarten" Städten wird erwartet einen effektiveren
Ressourceneinsatz durch High End Technologie, IKT und intelligente Lösungen umzusetzen. Doch neben allen
technischen Aspekten darf die soziale Komponente keinesfalls vernachlässigt werden: Es geht im Wettlauf um
eine lebendige Zukunft unserer Städte darum, dass diese für ihre Bewohnerinnen und Bewohner leistbar
und lebenswert bleiben. Außerdem ist es eine zentrale Aufgabe attraktive Rahmenbedingungen für die städtische
Wirtschaft zu schaffen - den sprichwörtlichen Motor der Stadt.
"Die Smart City Graz West soll kein solitäres Vorzeigeprojekt werden, sondern von ihrer Konzeption her
maßgebend für weitere Stadtentwicklungsprojekte, werden! Nachhaltiges Bauen bedeutet für die BewohnerInnen
langfristig niedrige Betriebskosten, für die Stadt bedeutet es durch verdichteten Wohnbau genügend Grün-
und Freiflächen freihalten zu können ", unterstreicht auch Bürgermeister Siegfried Nagl den
nachhaltigen Wert von solch ambitionierten Prozessen. Er deutet damit auch an, dass es bei der Planung eines urbanen
Lebensumfeldes vordergründig um immer dieselben elementaren Inhalte geht - ob man es nun Smart City Initiative
oder Innenstadtbelebung nennt.
Stadtplanung "neu"
Leistbares und qualitatives Wohnen, gute Erreichbarkeiten und hohe persönliche Mobilität, ein attraktiver
und belebter öffentlicher Raum, Bürgerbeteiligung, Vernetzung und Stadt-Umland-Verflechtungen sind zentrale
Prämissen von Stadtentwicklungsplanungen. Dem gegenüber stehen Fragen rund um die "richtige"
Dichte in diesen Räumen, um eine urbanes Lebensgefühl zu erzeugen und eine ausreichende Frequenz zu erzeugen,
um wiederum den Wirtschaftstreibenden einen Anreiz zu geben, sich niederzulassen. Ebenfalls diskutiert wurden der
richtige Umgang mit dem "Leerstandsdämon", Nutzungsoptionen für die Erdgeschoßzonen und
die geänderten Anforderungen an den öffentlichen Raum, der immer weniger dem (motorisierten) Individualverkehr
dienen und immer mehr an Aufenthaltsqualität gewinnen soll.
Neues Arbeitskreis-Design
Um dieser Vielzahl an Aspekten annähernd gerecht zu werden, diskutierten die rund 150 TeilnehmerInnen
an insgesamt acht Themen-Tischen ihre Sichtweise und ihre Anforderungen in Hinsicht auf das Zusammenleben im Quartier,
das Potenzial des öffentlichen Raumes, neue Konzepte für die Erdgeschoßzone, alternative Mobilitätslösungen
und stadtregionale Wechselwirkungen zwischen Konkurrenz und Symbiose. Betreut wurden diese Tische von sixpack+,
einem Team aus 6 Büros mit unterschiedlichen Fachkompetenzen, das für die Umsetzung des Projekts "Masterplan
Innenstadt" verantwortlich zeichnet. Ihnen zur Seite standen ExpertInnen aus Fachbereichen im Zusammenhang
mit Stadtentwicklung, die ihre Erfahrungen als Input in die Diskussion eingebracht haben, unter anderem aktuelle
Ergebnisse aus Wien betreffend zukünftige Gestaltung des Schwedenplatzes oder das Salzburger Projekt "Stadtwerk
Lehen".
Ideenreiche Politiker
Geänderte Rahmenbedingungen erfordern ein hohes Anpassungsvermögen. Die teilnehmenden politischen
Führungskräfte der österreichischen Städte haben im Verlauf des Arbeitskreises eindrucksvoll
ihren Ideenreichtum und ihre Offenheit gegenüber neuen Herausforderungen bewiesen. Diesem Willen zu intelligenten
Lösungen sollen in Zukunft noch weniger Restriktionen finanzieller oder regulativer Natur entgegenstehen.
Gemeinsam wurden daher neben zentralen Forderungen auch kreative Beispiele aus der Praxis zusammengetragen, die
zukünftige Entscheidungsfindungsprozesse unterstützen sollen. Gesammelt werden diese auf der Amtstafel
des Österreichischen Städtebundes unter http://www.amtstafel.at
"Jede Entscheidung für eine lebensfähige und lebenswerte Stadt, die diese als Versorgungszentrum
für ihr Umland auch für die nachfolgenden Generationen erhält, ist zweifellos smart", zog Moderator
Oliver Zeisberger ein abschließendes Fazit zur Diskussion im Arbeitskreis.
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Bauen in Städten diskutiert
Unter dem Titel "Qualitätsvolles Bauen in Städten - Städte als vorbildliche Bauherren"
stand der Arbeitskreis 1 am 05.06. ganz im Zeichen der Aufgaben von öffentlichen Bauten. Unter dem Vorsitz
von Karl Rudischer, Bürgermeister von Mürzzuschlag, diskutierten Delegierte aus ganz Österreich
über öffentliche Bauten.
Betram Werle, Stadtbaudirektor Graz, erklärte grundsätzlich die Herausforderungen bei der Stadtentwicklung
und Stadtplanung am Beispiel der Reininghausgründe in Graz, wo durch Aufwertung und teilweise Öffnung
für die Allgemeinheit ein völlig neues Stadtviertel entsteht. Geschäfte, Cafes und öffentliche
Plätze werden dabei von Anfang an eingeplant. Expertise holt sich die Stadtpolitik dabei durch den Fachbeirat
für Baukultur, ein Gestaltungsbeirat mit unabhängigen Experten, der "Servicecharakter" besitzt.
Karl Pany, Baudirektor Wels berichtete von Baurealisierungen in Wels: "Die Baukulturelle Verantwortung liegt
bei den Städten. In Wels sind Freiraumentwicklung in der Innenstadt, kurze Wege und Familienfreundlichkeit
wichtige Kriterien für städtebauliche Entwicklungen."
Provokant positionierte sich die Architektin Renate Hammer von der Plattform Baukultur, die im Rahmen einer Kampagne als Urlaubsgrüße getarnte Ansichtskarten
von architektonischen Fehlleistungen verschickt hat. Diese Aktion, so Hammer, soll Fehlentwicklungen aufzeigen:
Sie beobachte eine zunehmende Versiegelung der Städte. Hammer: "Man muss die Stadt als Gesamtes sehen
und weiterentwickeln. Bevor wir beginnen zu überlegen, wie viele Stockwerke soll ein Gebäude haben, müssen
wir fragen: Was verantworten wir?" Sie fordert ein "Neudenken des Straßenraums: Planung muss für
die Menschen sein, nicht für die Autos". Als positives Beispiel bringt sie Kopenhagen: "Hier gibt
es einen stringenten fixen Plan, der auch umgesetzt wird. In Österreich gibt es gute Pläne, aber die
Umsetzung scheitert an den Interessenskonflikten".
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Mythen des Finanzausgleichs beim Österreichischen Städtetag
Im Mittelpunkt des ersten Arbeitskreises stand der derzeit öffentlich viel diskutierte Finanzausgleich,
der die Aufteilung der Finanzmittel zwischen Bund, Ländern und Gemeinden regelt. Im Lichte der im Herbst 2014
beginnenden Expertengesprächen über einen neuen Finanzausgleich wollte der Arbeitskreis 1 mit einigen
"Mythen" des FAGs aufräumen, um einmal diese sehr komplexe Materie grundsätzlich zu hinterfragen
und konkrete Vorschläge für eine Reform des Finanzausgleichs vorlegen.
Zum Mythos "Die Großen bekommen mehr als die Kleinen. Die Mär von den reichen Städten":
Der Finanzausgleich ist mehr als das Verteilen der Ertragsanteile von oben nach unten, stellte die Finanzexpertin
Karoline Mitterer vom KDZ - Zentrum für Verwaltungsforschung zunächst klar. Sie erklärte die Komplexität
des Finanzausgleichs: nach der Aufteilung der Ertragsanteile nach Gemeindegröße gibt es massive Verschiebungen
der Finanzmittel durch die Transferzahlungen, die Gemeinden an die Länder zu leisten haben - diese Bewirken
eine Verschiebung der Finanzmittel von großen hin zu kleineren Gemeinden, weil diese von Transfers weniger
belastet sind. Der Gestaltungsspielraum ist also letztlich für kleine Gemeinden verhältnismäßig
größer.
Die umfangreichen Förderungen für die ländliche Entwicklung, die Finanzzuweisungen für strukturschwache
Gemeinden und nicht zuletzt die Bedarfszuweisungsmittel werden gerne vergessen - der Mythos vom benachteiligten
ländlichen Raum trifft also beim FAG nicht zu. Der Mythos "alle Gemeinden haben die gleichen Aufgaben"
trifft nicht zu: die zentralörtlichen Aufgaben, die vor allem größere Städte und regionale
Zentren erfüllen, sind vielfältig, insbesondere beim Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV),
aber auch bei Kultur, Sport, Bildung und Gesundheit erfüllen Städte wichtige Aufgaben für eine ganze
Region. Durch die zunehmende Mobilität muss dieser Faktor stärker berücksichtigt werden.
"Mittelfristig muss die Reform des Finanzausgleichs mit einer Struktur- und Aufgabenreform von Staat und Kommunen
verbunden werden", forderte Hans-Heinrich Blotevogel, Professor am Institut für Geografie und Regionalforschung
der Universität Wien. Das würde zu einer besseren Effizienz der Finanzwirtschaft und Leistungserbringung
führen", so der Experte. Er verlangte mehr Transparenz und einen aufgabenorientierten Finanzausgleich.
Über diese Ziele waren sich auch die TeilnehmerInnen einig.
In der anschließenden Diskussion wurden auch die Belastungen durch den sogenannten Grauen Finanzausgleich
angesprochen: Die Aufgaben, die die Gemeinden in den letzten Jahren von Bund und Ländern zusätzlich überantwortet
haben, gehen nicht einher mit einer entsprechenden finanziellen Abgeltung - so belasten sie die laufenden Gemeindebudgets.
Matthias Stadler, Bürgermeister von St. Pölten und Vorsitzender des Arbeitskreises kritisierte die Intransparenz
bei der Vergabe der Bedarfszuweisungen und forderte österreichweit nachvollziehbare Regeln. Die Bedarfszuweisungen,
so erklärte Mitterer, stünden den Gemeinden zu, würden aber durch die Länder an die Gemeinden
weitergegeben. Zumindest Mitsprache bei den Kriterien, nach denen diese Mitteln vergeben werden, sei also durchaus
angebracht. Stadler forderte weiters die Öffnung der Bundes-Finanzierungsagentur (ÖBFA) für Städte
und Gemeinden, um günstige Darlehen zu bekommen.
Hans-Heinrich Blotevogel, Professor für Geografie und Regionalforschung an der Universität Wien, betonte,
es gebe kein internationales "Blaupausemodell" für den österreichischen Finanzausgleich, man
kann Ideen abschauen, aber "letztlich bleibt der Finanzausgleich immer das Ergebnis politischer Verhandlungen".
Er empfiehlt Gemeindezusammenlegungen wie in Nordrhein-Westfalen, wo Gemeinden unter 5.000 Einwohnern rigoros fusionieren
mussten. Blotevogel:"der Aufschrei zwar zunächst groß, aber letztlich fragt zehn Jahre später
keiner mehr danach".
Zu einer Reform des Finanzausgleichs sei aber Mut und viel Zeit notwendig, so waren die ExpertInnen einig: das
Thema ist komplex und nur kleine Veränderungen haben starke Auswirkungen in den betroffenen Gemeinden. Um
wirklich Veränderungen herbeizuführen, müssen daher jetzt die Verhandlungen beginnen.
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Schulen und Kommunen auf dem Weg zum gemeinsamen Lernen
Der fünfte Arbeitskreis im Rahmen des 64. Städtetages widmete sich dem Thema Bildung. Unter der Moderation
der stellvertretenden Chefredakteurin des Kurier, Martina Salomon, diskutierten hochkarätige Podiumsteilnehmer
- darunter Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek, die sich vor allem für mehr Schulautonomie und gegen
das derzeitige "Gießkannen-Prinzip" aussprach: "Jedes Kind hat unzählige Talente und
Begabungen. Die Schule der Zukunft soll diese Stärken in jedem Kind fördern, und dort, wo es nicht so
gut läuft, so früh wie möglich gezielte Unterstützungsangebote machen. Ein besserer Übergang
vom Kindergarten in die Volksschule und der Ausbau ganztägiger Schulformen steigern die Bildungschancen aller
Schülerinnen und Schüler. Gemeinsam mit den Ländern habe ich einen Dialog darüber ins Leben
gerufen, wie Schule künftig aussehen soll, wie wir effizienter werden und gleichzeitig für mehr Qualität
in den Schulen sorgen können. Die beste Bildung für unsere Kinder, das ist eine gemeinsame Verantwortung
von Bund, Ländern und Kommunen." Sie werde auch eine Weiterentwicklung der sogenannten "inklusiven
Bildung" vorantreiben, so Heinisch-Hosek - also Voraussetzungen schaffen, um allen Menschen die gleichen Möglichkeiten
zu eröffnen, an qualitativ hochwertiger Bildung teilzuhaben um ihre Potenziale entwickeln zu können,
unabhängig von besonderen Lernbedürfnissen, Geschlecht, sozialen und ökonomischen Voraussetzungen.
Die föderalen Strukturen müsse man jedenfalls entflechten, betonte die Bildungsministerin, sie werde
sich für einen aufgabenorientierten Finanzausgleich einsetzen, der die Finanzmittelverteilung nicht nach Köpfen
sondern nach Aufgaben regeln soll - "und, eine Umverteilung der Finanzen ist das Gebot der Stunde."
"Kommunen sollen gestalten statt verwalten"
Der deutsche Kultur- und Bildungsberater Wolfgang Weiß machte die Wichtigkeit von kommunaler Bildungsgestaltung
deutlich, denn man könne nicht alles auf Bundesebene entscheiden: "In Zeiten, wo Stadtteile und ganze
Regionen sozial auseinanderdriften, brauchen wir eine aktiv gestaltende Bildungsverantwortung vor Ort. Denn die
Sachkundigen und Praxiserfahrenen sitzen Großteils in den Städten und Gemeinden. Letztlich entscheiden
sie mit ihren Aktivitäten und lokalen Netzwerken darüber, ob und vor allem wie die hehren Bildungsziele
dann umgesetzt werden, z.B. wie die Schule mit den Museen, Bibliotheken, Theatern, mit den Sportvereinen, den Jugendverbänden,
und all den anderen außerschulischen Bildungsinstitutionen vor Ort zusammenarbeiten." Sie würden
auch am besten den lokalen Qualifizierungsbedarf der Wirtschaft eruieren können und an die Schulen zurückmelden,
um entsprechende Partnerschaften zu entwickeln. Sie würden auch am besten feststellen können, in welchen
Stadtteilen besonderer Förderbedarf bestehe und darauf bezogene Bildungsmaßnahmen entwickeln, die auch
praktische Erfolge zeigen, und, was besonders wichtig ist, die Familien in diesen Prozess von Anfang an integrieren
- und zudem für angemessene Transparenz in solcher Bildungslandschaft sorgen. Doch Vernetzung und Eigenverantwortung
von Schulen und Kommunen sei nicht alles in der kommunalen Bildungslandschaft. "Erfolg wird sich nur einstellen,
wenn die Gesamtverantwortung des Staates erhalten bzw. neu definiert wird. Denn ohne dessen zentrale Steuerung,
z.B. durch Festlegung der wichtigsten Strukturen, Standards und vor allem der zentralen Bildungsziele besteht die
Gefahr, dass die verschiedenen Stadtteile und Landesregionen bildungsmäßig und sozial immer weiter auseinander
driften und die Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen immer weniger gegeben ist", so Weiß. Es komme
deshalb darauf an, heraus zu filtern, auf welcher Ebene welche bildungspolitischen Entscheidungen zu treffen sind.
Die Stärkung der kommunalen Bildungsverantwortung sei dabei ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer
staatlich-kommunalen Verantwortungsgemeinschaft für Bildung.
Auch Peter Härtel, Geschäftsführer der Steirischen Volkswirtschaftlichen Gesellschaft, sieht die
Verantwortung für Schulen klar bei den Kommunen und meint: "Die Aufgaben sind klar definiert. Bildung
und Lernen sind aber mehr als Schule. Lernen geschieht im öffentlichen Raum genauso wie in Bibliotheken, Kultur-
und Sportvereinen, in ehrenamtlichen Tätigkeiten ebenso wie in Unternehmungen und am Arbeitsplatz. Auf Vieles
davon hat die Stadt direkt oder indirekt Einfluss. Wie dieser Einfluss wahrgenommen wird, bestimmt wesentlich die
Bildungs- und damit auch Lebensqualität in der Stadt."
Konkrete Maßnahmen, um mit den Herausforderungen im Bildungsbereich umzugehen, zeigte der Grazer Stadtrat
und Vorsitzender des Arbeitskreises, Kurt Hohensinner auf: "Graz hat in den nächsten Jahren Wesentliches
umzusetzen. Einerseits müssen wir massiv in die Infrastruktur investieren, da erfreulicherweise Graz Jahr
für Jahr wächst und somit mehr Klassenräume benötigt werden. Andererseits sind wir gerade dabei,
die Bildungsstrategie ,Bildung findet Stadt' umzusetzen. Bis Ende 2015 werden wir - und das ist ein sehr ehrgeiziger
Vorsatz - 35 konkrete Maßnahmen wie z.B. die tägliche Turnstunde und einen Talente-Pass einführen.
Wir wollen gestalten und nicht mehr als ,Schulhausmeister' bezeichnet werden."
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Der 64. Österreichischer Städtetag in Graz
Von Mittwoch, 4. Juni bis Freitag, 6. Juni 2014 laden der Österreichische Städtebund und die Stadt
Graz zum 64. Österreichischen Städtetag 2014. Unter dem Motto "Städte neu denken - Finanzen,
Bildung, Soziales" steht der diesjährige Städtetag ganz im Zeichen der Finanzierung der kommunalen
Leistungen vor den beginnenden Verhandlungen über einen neuen Finanzausgleich (FAG). Ein weiteres Schwerpunktthema
ist das Thema "Leistbares Wohnen". Rund 900 Gäste, darunter zahlreiche BürgermeisterInnen aus
dem In- und Ausland, werden bei der traditionellen Generalversammlung des Österreichischen Städtebundes
in Graz erwartet.
Der Österreichische Städtetag ist die jährliche Generalversammlung des Österreichischen Städtebundes
und seiner rund 250 Mitgliedsstädte und Gemeinden, es werden rund 900 Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte,
sowie nationale und internationale Gäste erwartet.
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Einstimmige Resolution gefasst
Bei der Vollversammlung unter Vorsitz von Bürgermeister Markus Linhart folgten am 06.06. die statutarischen
Beschlüsse, unter anderem die Aufnahme der neuen Mitgliedsgemeinden in den Österreichischen Städtebund:
Stadtgemeinde Ebreichsdort, Stadtgemeinde Jennersdorf, Marktgemeinde Neuhofen an der Krems Stadt Pregarten Stadtgemeinde
Pressbaum. Den ehemaligen Bürgermeistern Franz Dobusch (Linz), Bernd Rosenberger (Bruck an der Mur) und Matthias
Konrad (Leoben), die alle drei Mitglieder der Geschäftsleitung des Österreichischen Städtebundes
waren, dankte Präsident Michael Häupl und verlieh ihnen die Ehrenmitgliedschaft des Städtebundes.
Dann folgte der Beschluss über die "Resolution an den Österreichischen Städtetag", die
die wichtigsten politischen Positionen zusammenfasst. Der Beschluss erfolgte einstimmig. Anbei die wichtigsten
Passagen im Wortlaut (Vollversion unter www.staedtetag.at):
"Österreichs Städte setzen Impulse und schaffen den Gestaltungsrahmen des täglichen Lebens.
Sie erbringen eine Vielzahl von Leistungen im Bereich der Infrastruktur. Städte tragen aber auch ein hohes
Maß an sozialer Verantwortung: soziale Veränderungen treten in Städten zuerst und besonders deutlich
zutage; soziale Eingliederung und Bekämpfung der Armut sind Beispiele für gesamtgesellschaftliche Aufgaben,
die Städte Tag für Tag lösen müssen.
Funktionierende Städte fördern die Entwicklung des ganzen Landes, auch die der ländlichen Regionen.
Damit es den Städten gelingt, das hohe Niveau ihrer Leistungen aufrecht zu erhalten oder sogar zu steigern,
müssen in einer Welt, die ständigen Veränderungsprozessen unterliegt, taugliche Rahmenbedingungen
geschaffen werden.
Die Resolution an den Österreichischen Städtetag steht 2014 im Licht der bevorstehenden Verhandlungen
für einen neuen, stabilen, nachhaltigen Finanzausgleich zwischen Bund, Ländern, Städten und Gemeinden
zum Wohl der Bevölkerung und zur Festigung des Wirtschaftsstandortes Österreich.
Der Österreichische Städtebund fordert
- einen aufgabenorientierten Finanzausgleich: Eine Reform des Finanzausgleichs,
die sich an den Aufgaben orientiert, muss die Finanzierung der Basisaufgaben, Sonderlasten und zentralörtlichen
Aufgaben der Städte sicherstellen. Die spezifisch urbanen Zentrumslasten müssen anerkannt und fair abgegolten
werden. Die Transferzahlungen an die Länder müssen eingedämmt und gedeckelt werden, der Vorwegabzug
für Bedarfszuweisungen wird abgeschafft;
- eine klare Trennung von Ressourcen- und Lastenausgleich: Ein überzogener
Ressourcenausgleich im Finanzausgleich, der Kommunen mit geringen zentralörtlichen Aufgaben mit beträchtlichen
frei zu verwendenden Mittel versorgt, während Kommunen mit umfangreichen Aufgaben kaum über genügend
Finanzkraft verfügen, ihren Aufgaben nachzukommen, ist unbedingt zu vermeiden. Die Mittelausstattung hat sich
primär an den aufgabenbedingten Unterschieden zu orientieren. Der horizontale Ausgleich folgt dem Prinzip
des Las-tenausgleichs, der strukturelle Gegebenheiten berücksichtigt und anhand messbarer Kriterien zu einem
Ausgleich besonders geforderter Gebiete, wie es Städte sind, dient;
- eine Aufgabenreform, die durch die Zusammenführung von Aufgaben- und Finanzierungsverantwortung
unkoordinierte Doppelinvestitionen verhindert und Transparenz über die Mittelverwendung und Kostenwahrheit
fördert: Die Städte und Stadtgemeinden übernehmen die Verantwortung und die Finanzierung, beispielsweise
im vorschulischen Bildungsbereich, im Gegenzug werden etwa Krankenanstalten, Pflege und Mindestsicherung ausschließliche
Landesaufgaben. Durch diese Aufgabenentflechtung und die entsprechende Neuordnung der Mittelzuweisung erübrigen
sich entsprechenden Transferverflechtungen, Transfers und Umlagen entfallen zur Gänze;
- die Einräumung der Rechtsfähigkeit der bundesverfassungsgesetzlich
berufenen Vertreterinnen und Vertreter der Städte, um ein kommunales Mitentscheidungsrecht in allen Angelegenheiten,
die Einfluss auf die Kompetenzen und Finanzen der Städte und urbanen Gemeinden entwickeln, zu ermöglichen.
Ver-einbarungen gemäß Artikel 15a BVG, die eine inhaltliche oder finanzielle Bindung für Kommunen
bedeuten, bedürfen ebenfalls deren Zustimmung;
- eine intelligente Reform des Haushaltswesens der Kommunen, die sich an den Notwendigkeiten
der Städte und Gemeinden orientiert;
- ein Steuerfindungsrecht der Städte, um zu kompensieren, dass ein bedeutender
Teil der gemeindeeigenen Steuern in den vergangenen Jahren abgeschafft oder durch die Schaffung zahlreicher Ausnahmebestimmungen,
so auch Steuerbefreiungen für andere Gebietskörperschaften, ausgehöhlt wurde.
- eine Reform der gemeindeeigenen Steuern: die Neuordnung der Grundsteuer und der
Kommunalsteuer sowie das Streichen von diversen Befreiungen unterstützt die Abgabenautonomie der Städte.
Die Reform der Kommunalsteuer soll zur Stärkung der Kommunen mit zentralörtlichen Aufgaben beitragen;
- die Eröffnung des direkten Zugangs zu Finanzierungen durch die ÖBFA,
damit die Städte günstige Konditionen für die Finanzierung der Staatsausgaben, die die österreichische
Bundesfinanzierungsagentur ÖBFA aufgrund der Volumina und der guten Bewertung Österreichs durch Ratingagenturen
erhält, entsprechend nutzen können.
- unter Einbringung von zusätzlichen Bundesmitteln die Schaffung eines kommunalen
Rettungsschirmes für Städte und Gemeinden, die von besonders ungünstigen Rahmenbedingungen betroffen
sind und ihre Schuldenlast allein nicht mehr bewältigen können.
- die Zusicherung der Bundesregierung, dass die vom Österreichischen Städtebund
formulierten Anliegen der Städte auch in etwaigen Freihandelsabkommen (beispielsweise TTIP) und sonstigen
internationalen Vereinbarungen vollinhaltlich abgebildet werden.
Bei der Vollversammlung unter Vorsitz des Bregenzer Bürgermeisters Markus Linhart wurden auch die ehrwürdige
Mitglieder des Österreichischen Städtebundes geehrt: Matthias Konrad, Leoben, Bernd Rosenberger, Bruck
an der Mur, Franz Dobusch, Linz.
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Lesen Sie hier den ersten Berichtsblock vom Städtetag vom 05.06.
Lesen Sie hier den zweiten Berichtsblock vom Städtetag vom 06.06.
Lesen Sie hier den dritten Berichtsblock vom Städtetag vom 10.06.
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Allgemeine Informationen:
http://www.staedtetag.at
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